Angst vor dem Fliegen
Vendée Globe: Der österreichische Yachtdesigner Harry Miesbauer erklärt Details und Tücken der neuen Tragflügel-Technologie
Foils sind die Zukunft, nicht nur im America’s Cup oder bei Olympia, sondern auch was die Vendée Globe betrifft, da ist sich Armel le Cléac’h ganz sicher. Der Bretone peitscht derzeit seine Banque Populaire im Rekordtempo um die Welt. Sie zählt zu jenen Yachten, die für die aktuelle Auflage des Rennens neu konstruiert und mit Tragflügeln ausgestattet wurde. Zwar schwebt sie nicht wie ein echter Foiler zur Gänze über der Wasseroberfläche, bei Idealbedingungen hebt aber der vordere Bereich zwischen Bug und Kielansatz ab. Die daraus resultierenden hydrodynamischen Vorteile führen zu höheren Geschwindigkeiten (siehe Kasten) und so können Banque Populaire & Co einen Topspeed von rund 35 Knoten erreichen; deutlich mehr als die Konkurrenten auf den konservativen Modellen.
Beim Design der Foils galt es, wie so oft im Regattasport, die Vorgaben eines umfangreichen Regelwerks zu berücksichtigen. „Maximal fünf Anhänge sind bei einer IMOCA 60 erlaubt, sie verteilen sich auf Canting Kiel, zwei Ruder und zwei Foils“, weiß der Österreicher Harry Miesbauer, der seit fast zehn Jahren ein eigenes Yacht-Design-Studio in Como betreibt. Ohne diese Einschränkung hätte man die Konfiguration um zwei lange Steckschwerter mit asymmetrischem Profil, so genannte Canards ergänzen können – und dann würden die Foils der Vendée-Boliden nicht so extrem geschwungen aussehen. Diese müssen nämlich – im Gegensatz zu AC-Katamaranen, Motten oder formelfrei konstruierten Yachten – einerseits den Rumpf aus dem Wasser heben, andererseits bei nach Luv geschwenktem Kiel die Abdrift verringern. „Die zahlreichen Flächen der Anhänge sind zum Teil außermittig angeordnet, manche haben auch noch asymmetrische Profile“, erklärt Miesbauer. „Die Herausforderung besteht darin, eine ausgewogene Balance zwischen Segel- und Lateralplan für unterschiedliche Windgeschwindigkeiten und Set-Ups zu finden. Das ist wirklich schwierig.“
Schwierig ist auch das Leben im Foil-Modus.