Potz Blitz!
Keine Angst vor dem Gewitter: Yachtrevue-Meteorologe Michael Burgstaller erklärt, wie es entsteht, woran man erkennt, dass es naht, und wie man sich im Ernstfall auf See richtig verhält
Ein Gewitter gehört zu den eindrücklichsten, aber auch furchterregendsten Naturschauspielen, die man an Bord erleben kann. Für seine Entstehung sind nur drei Zutaten nötig: Wärme, Feuchtigkeit und Auftrieb. Richtig abgestimmt sorgen diese speziell im Sommer für eine buchstäblich explosive Mischung.
Funktion
Gewitter haben, wie auch Taifune, Zyklone und Hurrikane, eine wichtige Aufgabe: Sie sind für die Verteilung der Wärme auf unserem Planeten zuständig. Gewitter transportieren Wärme von der Erdoberfläche in die Atmosphäre, von wo aus sie besser verteilt und auch in den Weltraum zurückgestrahlt werden kann. Ohne diese Verteilerfunktion würde etwa ein Drittel der von der Erdoberfläche absorbierten Sonnenenergie im Bereich des Erdbodens bleiben und die durchschnittliche Temperatur wäre um rund 10°C höher.
Was die Menschheit seit Jahrzehnten zu erfinden sucht, hat die Natur bereits vor ewiger Zeit hervorgebracht: Gewitter sind riesige Energiespeicher! Das liegt vor allem an der Wärmekapazität und den thermischen Eigenschaften von Wasser. So werden für das Verdunsten von einem Liter Wasser auf der Erdoberfläche 2.440 Kilojoule Energie benötigt, die vorwiegend die Sonne zur Verfügung stellt. Bei der Kondensation wird diese Energie wieder freigesetzt und entspricht dann rund 680 Wattstunden. Damit würden sieben alte 100-Watt-Glühbirnen knapp eine Stunde lang leuchten.
Entstehung
Gewitter entstehen, wenn feucht-warme Luft zu steigen beginnt. Während die am Boden befindliche Luftmasse weiter Wärme aufnimmt, dehnt sie sich aus, verliert an Dichte und steigt durch die schwere kühle und somit dichtere Luft immer weiter auf – ähnlich wie Luftblasen, die durch eine Flüssigkeit noch oben blubbern. Der aufsteigende Wasserdampf befördert die bei der Verdunstung entstandene Energie in die obere Troposphäre, also bis in eine Höhe von rund 10 Kilometer Höhe. Dort ist die Luft kühler. Je weiter feucht-warme Luft aufsteigt, desto geringer wird der umgebende Luftdruck und desto schneller kühlt diese Luft wieder ab, bis sie schließlich kondensiert und die Wärmeenergie wieder freigibt. Dabei bilden sich manchmal mächtige Wolkenformationen, sogenannte „Cumulonimbus“ oder Gewitterwolken. Ist die Wärmezufuhr am Boden unterbrochen, wird dem Gewitter der „Treibstoff“ entzogen und die mächtige Gewitterwolke löst sich wieder auf.
Beim Aufsteigen der feucht-warmen Luft kommt es zwischen den einzelnen Molekülen zu Reibung, welche eine Ladungstrennung verursacht.