Nördliche Sporaden, Griechenland
Beste Segelbedingungen, bezaubernde Ursprünglichkeit und ein variantenreiches Revier mit vielen attraktiven Zielen – eine Kombination, der man sich kaum verschließen kann
Painkiller heißt der Willkommensdrink am Stützpunkt, den uns der Chef höchstpersönlich als Sundowner serviert. Vier Teile Ananassaft, je ein Teil Kokos- und Orangensaft, viel Rum, noch mehr Eis und eine Prise Muskatnuss. Dabei war die Anreise absolut schmerzfrei. Zwei Stunden Direktflug von Wien nach Volos, dann 40 Minuten im Kleinbus nach Achilleion – ein Wimpernschlag für den Wechsel in eine andere Welt. Trotz der relativ späten Stunde können wir unseren Kat, eine komfortable Lagoon 380, noch übernehmen. Der junge, superfreundliche Alexandros Karakostas zeigt und erklärt alles, gibt uns Tipps, welche Ziele es sich anzusteuern lohnt, sowie seine Handy-Nummer, falls wir unterwegs seinen Rat brauchen. Sein Deutsch ist hervorragend, sein Akzent eindeutig österreichisch. Kein Wunder, kommt doch die Mama, die einst als Urlauberin ihr Herz an einen Griechen verlor, aus Persenbeug. Ihr werdet die Sporaden lieben, prophezeit uns Alexandros. Mal sehen, meint der Skipper, der grundsätzlich nicht zum Überschwang neigt.
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Den Stenón Trikeri, die Durchfahrt zwischen Eubäa und der Halbinsel Trikeri, haben wir am Vormittag noch unter Motor passiert. Jetzt kommt feiner Wind auf, also setzen wir Segel und machen einen langen Schlag Richtung Osten. Um das angepeilte Tagesziel Skiathos zu erreichen müssen wir kreuzen. Der Kat macht beinahe ordentlich Fahrt und schlägt sich auch in Sachen Höhe erstaunlich tapfer; erste Überraschung des Tages. Überraschung Nummer zwei folgt beim Einlaufen in den Hafen der Stadt Skiathos. Obwohl es bereits 18 Uhr 30 ist, finden wir am Kai problemlos eine Lücke und machen per Buganker und Heckleinen gegenüber von einem kleinen Zuckerwatte-Stand fest. Richtig süß, dieser Liegeplatz. Dort liegen wir nicht nur in unmittelbarer Nähe zum Ort, der uns mit verwinkelten Gassen, herausgeputzten Häusern und schnuckeligen Läden auf Anhieb bezaubert, sondern auch komplett kostenlos. Hoch auf dem Hügel winken einladend die Flügel einer uralten Windmühle, die in den 1990ern zu einem Restaurant umgebaut wurde. Nichts wie hin, die Mägen knurren schon. Das Windmill (Info zu allen Lokalen im Kasten auf Seite ??), das von einer Schottin geführt wird, entpuppt sich als echter Glücksgriff: Fantastische Rundum-Sicht, kompetentes Service, hervorragende Küche. Wir schlemmen cremiges Risotto, Filetscheiben mit getrüffelten Stampfkartoffeln und Oktopus in Limetten-Minze-Soße, nichts davon kostet mehr als 20 Euro. Dazu serviert man Mythos, das beliebte, in Griechenland gebraute Pils, in gefrosteten Gläsern. Ein bisschen verliebt bin ich schon, glaube ich.
Auch am nächsten Tag haben wir wieder wunderbaren Segelwind, deshalb lassen wir Skopelos, den eigentlich nächsten Klecks im Archipel, buchstäblich links liegen und rauschen in einem Stück bis nach Alonnisos. Die Insel gilt als die ruhigste und ursprünglichste der Nördlichen Sporaden. Etwa in der Mitte der etwa 20 Kilometer langen südöstlichen Küste schmiegt sich Steni Vala, ein freundlich-verschlafenes Fischerdorf, in eine geschützte Einbuchtung. Vor dem Kai, an dem sich ein paar Tavernen aneinander reihen, schaukeln bunte Boote, die Ufer sind von Olivenbäumen, Pinien und Bambus gesäumt, dazwischen leuchten Bougainvilleen in allen Rot- und Rosatönen. Wie auf der Postkarte. Wir gesellen uns zu den wenigen anderen Yachten an die Mole und vertreten uns bei einem Spaziergang die Beine. Erste Anlaufstelle für Yachties ist das Café Ikaros direkt neben dem überraschend gut sortierten Supermarkt. In dem ältesten Lokal der Ortschaft, das seit den 1940er Jahren als Familienbetrieb geführt wird, können wir duschen, die Toiletten nutzen und das elektronische Spielzeug aufladen. Bezahlen müssen wir dafür nicht, gleiches gilt für das WLAN. Der Liegeplatz ist sowieso gratis; Geld auszugeben ist hier direkt schwierig. Kostas Mavrikis bewirtet uns im Ikaros mit geradezu herzzerreißender Freundlichkeit.