Die Macken des Skippers
August 2015: Die private Monatsbilanz von Roland Duller
Jeder Skipper hat seine Macken. Ich habe zwei. Die eine betrifft das Bordklo. Wenn ich Neulingen bei Törnbeginn dessen Funktionsweise erläutere, schildere ich Probleme, die aus falscher Nutzung entstehen können, außerordentlich drastisch und erkläre mich im selben Atemzug für deren Behebung als ganz sicher nicht zuständig. JDM behauptet ja, dass sich die derart eingeschüchterten Mitsegler und vor allem Mitseglerinnen daraufhin überhaupt nicht mehr aufs stille Örtchen trauen und vor Schreck ihre Verstoffwechselung einstellen. Mag sein. Fest steht nur: Verstopfte Toiletten waren unter meinem Kommando noch nie ein Thema.
Macke Nummer zwei macht sich beim Anlegen mit Muring bemerkbar. Stets wird ein Crewmitglied ausschließlich dafür abgestellt, die dünne Holeleine zu übernehmen, sie wie den eigenen Augapfel zu hüten und unter keinen, wirklich keinen Umständen ins Wasser fallen zu lassen. Das mag übertrieben scheinen, aber ich kann mich nicht daran erinnern in den vergangenen dreißig Jahren eine Holeleine im Propeller gehabt zu haben. Was soll ich sagen: Jede Serie hat ein Ende. Beim letzten Anlegemanöver des heurigen Griechenland-Törns nahm ein am Nachbarschiff stehender Marinero der streng gebrieften Segelkollegin die Holeleine aus der Hand, warf sie ins Wasser – und zack, schon war sie in der Schraube. JDM behauptet ja, dass mein darauf folgender Tobsuchtsanfall unangemessen war. Mag sein. Fest steht nur: Meine Macken werden meine Macken bleiben.