Seascape 27
Eine große Schwester mit eigenständiger Persönlichkeit und vielen Stärken
Die Latte für die Seascape 27 lag hoch. Das kleinere Modell Seascape 18 war 2010 zur Yacht des Jahres gewählt worden – mehr als 200 verkaufte Einheiten und ein hoher Bekanntheitsgrad der neu gegründeten Werft in ganz Europa waren die Folge. Dass die 27er als eine Art Abziehbild der Kleineren daherkommen würde, lag also nahe. Aber: Weit gefehlt. Der französische Konstrukteur Samuel Manuard überraschte die slowenischen Werftchefs Kristian Hainsek und Andraz Mihelin mit einem neuen Zugang. „Die beiden haben etwas anderes erwartet, mir aber letztlich vertraut“, erzählt Manuard nicht ohne Stolz, während wir unter Gennaker von La Spezia Richtung Porto Venere segeln. Der erfolgreiche Mini-650- und Class-40-Konstrukteur entwarf keine 18er in Cinemascope, sondern zeichnete eine Yacht, deren Längen-Breiten-Verhältnis eher an einen modernen Daysailer erinnert; nicht besonders breit, aber doch mit breitem Heck. Erst die Linienführung mit ausgeprägten Chines, steiler Bordwand, senkrechtem Steven, ausfahrbarem Bugspriet und Doppelruder rückt sie optisch in die Nähe einer Class 40. Doch der Eindruck täuscht: Trotz sportlichen Auftritts will die Seascape 27 nicht nur Regatta- sondern auch Familienyacht sein.
Crossover
Regatta trifft Familie – diese Vorgabe bestimmte die Entwicklung der 27er von Anfang an mit. Sie sollte eine breite Zielgruppe ansprechen, auf Binnengewässern und Offshore gleichermaßen gute Figur machen und dank Schwenkkiel trailerbar sein. Die Summe dieser Forderungen ließ die ursprünglich etwas kleiner geplante Yacht auf 27 Fuß anwachsen, die maximale Breite wurde hingegen bei 2,50 Metern eingefroren. Damit blieb die Trailerbarkeit gewahrt, eine zentrale Forderung der Werftchefs, weil man so von Regatta zu Regatta tingeln oder mit Kind und Kegel vom heimischen See ans Meer wechseln kann.
Außerdem finden sich auf der Yacht eine Reihe von Design-Elementen aus dem Racingbereich, denn der Technologietransfer aus der Offshore-Szene, so wird Manuard nicht müde zu betonen, ist extrem wichtig geworden. Chines (seitliche Abrisskanten) und gemäßigter U-Spant im Heckbereich gehören ebenso dazu wie das sehr flache Unterwasser im Vorschiffsbereich, das der Seascape zum frühen Angleiten verhilft.
Den kompletten Artikel finden Sie in der Ausgabe 04/2013