Aufregung um Delta Lloyd

Das Rennen entwickelt sich etwas zum Demolition Derby, letzte Nacht war Delta Lloyd an der Reihe als sich mit einem lauten Krach ein Zylinder der Kielhydraulik von seiner Lagerung im Karbonschott befreite. Chuny (der Skipper) schlug sofort Alarm und die Rennleitung bat uns bereit zu sein, Delta Lloyd beizustehen, falls sie das Schiff verlassen müssen. Wir waren etwa 40 Meilen entfernt und wären in 3 Stunden vor Ort gewesen. Inzwischen hat sich die Situation stabilisiert und Delta Lloyd segelt mit dem anderen Zylinder und reduzierter Segelfläche Richtung Wegpunkt. Mit etwas Glück können sie in der Straße von Malakka im Leichtwind sogar noch aufholen.
Die andere Seite des Ereignisses ist, dass jetzt alle Boote bis auf Kosatka (klopfe sofort auf Holz), schwere strukturelle Schäden hatten und in einem Hafen grundlegende Reparaturen durchführen mussten. Als Michael und ich Kosatka mit Rob Humphreys und Will Brooks konzipierten, war klar, dass wir uns alleine aufgrund der Kosten kein Boot leisten können, das nach jeder Etappe 10 Bootsbauer benötigt. Wenn das bei dem harten Wettbewerb das Erfolgsrezept ist, dann finde ich das eine komplett falsche Richtung und bin auf der anderen Seite stolz darauf, dass wir mit einem Boot, das aufgrund seiner Hochseetauglichkeit eine leichtere Bombe hat, doch so einigermaßen mithalten kann. Bin schon neugierig auf die naechste Etappe nach China, wo wir im Schnitt 10kn mehr Wind sehen und ausschliesslich an der Kreuz segeln werden.
Der Chat über die Yachtrevue-Website macht mir echt Spass und ich freue mich, dass das Rennen vielen Seglern näher kommt und Freude bereitet.

Die Nachrichten vom Vendee Globe sind etwas erschütternd und zeigen, wie sehr am Limit die Top Boote sind und wie sehr am Limit der Segler gesegelt wird. In diesen Bereichen sind beide Rennen gleich und stehen sich nichts nach.
Habe noch nie so wenig von Weihnachten mitbekommen wie dieses Jahr. Erstens ist es viel zu warm für Weihnachten, dann fehlt die Weihnachtsbeleuchtung an Bord und keine Weihnachtslieder dröhnen aus dem Radio. Hoffe sehr, rechtzeitig in Singapur zu sein um meinen Flieger nach Hause zu erwischen.
Unsere Nordroute beginnt sich auszuzahlen, während wir den Wegpunkt gerade anliegen können, werden alle anderen wenden müssen. Wir segelten den Schlag mit Wind von Steuerbord bei Wind aus 90 Grad im Schnitt, die anderen werden das bei bestenfalls 70 Grad machen können. Über Nacht waren wir im Norden deutlich schneller und haben wertvolle Meilen aufgeholt. Bis zum Wegpunkt wird wahrscheinlich die Strecke nicht ausreichen um Boote zuüberholen, wir werden aber auf jeden Fall deutlich näher gekommen sein. Wir können im Moment nichts anderes tun als schnell segeln und das tun wir so gut wir können.
Ericsson 4 zeigt immer wieder eine deutliche Überlegenheit bei der Bootsgeschwindigkeit und kann sich taktisch viel konservativer geben, eine recht beneidenswerte Position und Ericsson 3 ist nicht weit davon entfernt.
Gr
Andreas

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Unglaublich, das Rennen spitzt sich am Ende noch einmal zu. Wir haben Green Dragon seit gestern Abend in Sichtweite, kurz vor Sonnenuntergang habe ich sie am Horizont entdeckt, ein kleiner, kaum erkennbarer goldener Fleck. In der Nacht kamen wir näher, verloren dann aber wieder ein paar Meilen. Am Morgen entdeckt Mikey sie zwischen den Schiffen, die vor Kuala Lumpur auf Reede liegen, eine schlanke Segelpyramide, ohne viel Krängung, während wir guten Druck im Code 0 haben. Da waren der Drache sieben Meilen vor dem Orca. Inzwischen hat sich der Vorsprung auf 4 Meilen reduziert, wir sind auf der Jagd, um auf den letzten 130 Meilen noch Punkte gutzumachen. Die Mannschaft um Ian Walker gehören zu den Besten im Feld, umso schärfer sind wir darauf, sie noch zu überholen. Der Schiffsverkehr ist wirklich unglaublich dicht, das Klima sensationell, scheint ein guter Platz zum Überwintern zu sein, wenn man den Schnee und die Kälte nicht so mag. Bin optimistisch am 24. in Österreich zu sein und mit meiner Familie Weihnachten zu feiern. Grüße Andreas









 

Herzschlag-Finale

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Inzwischen sind wir in die Straße von Malakka eingelaufen, haben das „Scoring Gate“ als Siebente passiert und arbeiten daran, Green Dragon und Telefonica Black anzugreifen. Um das Nordkap von Sumatra hat der Wind mehrere Male gedreht, wir haben die Dreher mitgenommen. Zweimal hatten wir Kosatka zum Wenden bereit gemacht, das heißt alle Segel an Deck nach Lee verfrachten und innen die Ausrüstung ebenso, insgesamt 15 Minuten Arbeit für alle, als der Wind wieder geraumt hatte und wir doch nicht wendeten. Da nach weiteren 15 Minuten der Wind nicht wieder geschralt hatte, räumten wir alles wieder nach Luv, also gegen die Schwerkraft, was ungefähr 25 Minuten dauert. Immer noch besser, als zweimal gegen den Dreher zu wenden, auch wenn es nur anstrengende Beschäftigungstherapie ist. Wir haben auch versucht, eine etwas aggressivere Linie zu segeln als die beiden vor uns. Offensichtlich sind beide sehr aufeinander konzentriert, Green Dragon weiß, dass sie bei Leichtwind keine Chance gegen Telefonica Black haben, da sie nur einen schweren Spi und eine schweren C3 an Bord haben und daher in den nächsten 24 Stunden überholen und einen Vorsprung heraussegeln müssen. Telefonica ist bedacht, zwischen Green Dragon und Singapur zu bleiben und keinen Hebel zu erlauben. Wir versuchen das auszunutzen und in kleinen Schritten weiter näher zu kommen. Wir haben für die Leichtwinde später in der Straße einen A1 Spi, der uns schon nach dem Start auf den zweiten Platz gebracht hat, eventuell reicht er um zwei Plätze gutzumachen. Der Wille ist da, das Herz dazu auch. Je nachdem auf welchem Schlag wir gerade sind (Streck- oder Holebug), zeigt der dreistündliche Positionsreport einen Gewinn oder Verlust, abgerechnet wird, wenn wir auf direkten Kurs gehen.









 

In der Straße von Malakka

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Letzte Nacht eine interessante Begegnung gehabt. Im dichten Schiffsverkehr zeigt das AIS ploetzlich ein Schiff mit dem Namen APL Austria, mit 1.4 kn driftend an. MMSI Nummer steht in den AIS Daten, ins UKW Funkgerät eingetippt und schon hatte ich eine Verbindung. Es stellte sich heraus, dass das Schiff unter Charter läuft, es war aber kein Östereicher an Bord. Kurz danach segeln wir in ein dichtes Wolkenfeld, der Himmel öffnet seine Schleusen und für eine halbe Stunde bläst es mit bis zu 38 kn, zum Glück aus 110 Grad und wir können den Bug weiter nach Osten halten. Heute Früh haben wir gewendet und sind knapp unter dem Anlieger zum Nordkap von Sumatra. Laut Quickscat sollten wir durchgehend etwas mehr Wind haben als die südlichere Gruppe. Auf den nächsten 500 Meilen hoffen wir aufzuholen. Am Kap erwarten wir, dass der Wind wieder nach Osten dreht, was die anderen Yachten bevorteilen kann. Beeindruckend (und etwas frustrierend) ist wieder einmal die Geschwindigkeit, mit der Ericsson 3 segelt, vor zwei Tagen haben wir uns noch mit denen direkt gemessen. Sergey hat sich eine Rippe geprellt und ist im Krankenstand, kein Wunder bei den Bootsbewegungen an der Kreuz. Habe in der Koje fast kein Auge zugetan, immer wieder abgehoben und am Rahmen der Rohrkoje gelandet. Grüße Andreas









 

Zwischenziel Sumatra