In der Straße von Malakka
Inzwischen sind wir in die Straße von Malakka eingelaufen, haben das „Scoring Gate“ als Siebente passiert und arbeiten daran, Green Dragon und Telefonica Black anzugreifen. Um das Nordkap von Sumatra hat der Wind mehrere Male gedreht, wir haben die Dreher mitgenommen. Zweimal hatten wir Kosatka zum Wenden bereit gemacht, das heißt alle Segel an Deck nach Lee verfrachten und innen die Ausrüstung ebenso, insgesamt 15 Minuten Arbeit für alle, als der Wind wieder geraumt hatte und wir doch nicht wendeten. Da nach weiteren 15 Minuten der Wind nicht wieder geschralt hatte, räumten wir alles wieder nach Luv, also gegen die Schwerkraft, was ungefähr 25 Minuten dauert. Immer noch besser, als zweimal gegen den Dreher zu wenden, auch wenn es nur anstrengende Beschäftigungstherapie ist. Wir haben auch versucht, eine etwas aggressivere Linie zu segeln als die beiden vor uns. Offensichtlich sind beide sehr aufeinander konzentriert, Green Dragon weiß, dass sie bei Leichtwind keine Chance gegen Telefonica Black haben, da sie nur einen schweren Spi und eine schweren C3 an Bord haben und daher in den nächsten 24 Stunden überholen und einen Vorsprung heraussegeln müssen. Telefonica ist bedacht, zwischen Green Dragon und Singapur zu bleiben und keinen Hebel zu erlauben. Wir versuchen das auszunutzen und in kleinen Schritten weiter näher zu kommen. Wir haben für die Leichtwinde später in der Straße einen A1 Spi, der uns schon nach dem Start auf den zweiten Platz gebracht hat, eventuell reicht er um zwei Plätze gutzumachen. Der Wille ist da, das Herz dazu auch. Je nachdem auf welchem Schlag wir gerade sind (Streck- oder Holebug), zeigt der dreistündliche Positionsreport einen Gewinn oder Verlust, abgerechnet wird, wenn wir auf direkten Kurs gehen.
Haben wieder einen neuen Bauchkrampfanfall an Bord, hatte meine Praxis schon geöffnet und nach Anweisung vom letzten Mal behandelt. In zwei Stunden gehe ich die nächste Visite, leider ohne Krankenschwestern an meiner Seite, nur einen übelriechenden Segler.
Das AIS leistet hier großartige Dienste. Im dichtesten Schiffsverkehr, den ich jemals erlebt habe, sehe ich am Bildschirm alle Schiffe, deren Kurs, Geschwindigkeit, Name und MMSI. Wenn es mit einem knapp wird, rufe ich ihn mithilfe der MMSI Nummer an und bitte den wachhabenden Schiffsführer unser Heck zu passieren. Wir sind auch über unser AIS sichtbar und bisher haben alle Schiffe positiv reagiert.
Die tropischen Sonnenuntergänge sind unglaublich, ebenso die Aufgänge, aber das wurde ja schon tausende Male beschrieben. Heute Früh haben wir die Insel Pulau We passiert, gleich in der Nähe von Banda Aceh, das seit dem Tsunami 2004 traurige Berühmtheit erlangt hat. Die Insel ist offensichtlich mit tropischem Regenwald bedeckt, hätte große Lust an Land zu gehen. Stelle mir immer wieder vor, wie die Portugiesen vor 500 Jahren hier alles entdeckt und vorgefunden haben, das Bild von heute Früh war damals wahrscheinlich genauso.
Beste Grüße
Andreas
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