Ganz normal?
Drei Sprinto-Cracks im Starkwindtraining vor Neusiedl, der Autor dieser Zeilen als neugieriger Beobachter an Land. Bei 30 Knoten unter Gennaker bricht vor Weiden plötzlich der Mast. Alles unverletzt, Segel beschädigt, Boot okay, das Schilf nicht weit – Glück im Unglück. Die Glückssträhne hält an, da sich nach den ersten Sicherungsarbeiten ein Motorboot der lokalen Segelschule nähert. Der Gruß der Motorbootfahrerin beendet die Glückssträhne: „50 Euro für jede halbe Stunde – OK?“ Was bleibt schon über, also: nicht okay, aber ‚OK‘. Kurz nach Beginn des Schlepp übernimmt ein Motorboot aus dem BLZ Neusiedl, das den Mastbruch ebenfalls beobachtet hatte und gleich ausgelaufen war. Es schleppt die Sprinto in den 2 km entfernten Heimathafen. Schlussbemerkung der Segelschule: „Nicht vergessen, die halbe Stunde hatte schon angefangen!“
Spontan eingeholte Reaktionen differieren. Ein Strang zeigt blankes Unverständnis: Hilfe unter Profis sollte doch selbstverständlich sein, noch dazu bei dem relativ geringen Aufwand; klar spricht man nachher über die berühmte Spende in die Kaffeekassa, aber ich kann doch nicht im Erstkontakt Geld fordern und damit nahelegen, dass ich kaltblütig jemand treiben lasse, wenn er nicht in den Preis einwilligt; sind ja schon ganz schön verludert, die Sitten am See – statt Hilfe nur mehr Schielen auf die Kohle; auch so kann man Werbung bei Meinungsbildnern machen.
Ein zweiter Strang sieht es pragmatisch: Wie kommt die Segelschule dazu, irgendwelche Segler einfach so in den Hafen zu schleppen; auf See wäre gleich das ganze Boot ins Eigentum der Segelschule übergegangen; das scheint mir als Tagsatz ziemlich überhöht – um 800 Euro kriege ich schon einen relativ guten internationalen Trainer; die haben ihre Motorbootlizenz sicherlich nicht dafür bekommen, dass sie mit solchen Einsätzen bares Geld, vermutlich auch noch steuerfrei, machen.
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