Schmiermaxe* ante portas
Weihnachten liegt hinter mir und ich genieße die ersten Tage des Jahres 2025 mit einer Tasse dampfendem Darjeeling First Flush. Plötzlich raschelt etwas auf der Terrasse. Ein Blick aus dem Fenster zeigt: Da steht ein großer, prall gefüllter Seesack. Verspätetes Geschenk eines nautischen Epigonen von Santa?
Mitten in mein Überlegen klopft es an der Terrassentür – das Weihnachtsengerl! Ich bitte den gefiederten Freund herein. Welch eine Erscheinung! Der Himmlische steht in voller Hochseeausrüstung vor mir, die Flügel mühselig hineingezwängt in den Safety Harness, das Haar verborgen unter einer dicken Wollmütze. „Was hast du vor?“, frage ich den Gefiederten. „Tja, eine lange Geschichte.“, erwidert das Engerl. In aller Kürze: ob seiner Liebe zum Segeln wurde er vom Allerhöchsten dazu auserkoren, die Schiffe des laufenden Vendée Globe zu begleiten – einmal West-Ost rund um den Globus mit Start und Ziel in Les Sables d’Olonne an der französischen Atlantikküste. Und auf dieser Regatta, so erzählt er mir, gibt es spätestens seit dem Segeln in den Roaring Forties der Südhalbkugel laufend Probleme mit dem Material für fast alle Teilnehmenden.
Der Himmlische deutet auf den Seesack. „Lauter Ersatzteile. Ein neues kleines Zahnrad für den Autopilot bei Sam Goodchilds Vulnerable, ja sogar einen neuen A2 asymmetrischen Spinnaker für die Teamwork-Team Sneff von Justine Mettraux – nur eine kleine Auswahl. Und natürlich ein süßer Trost für Pip Hare an Bord ihrer nach Mastbruch dahindümpelnden Medallia. Aber ich muss gleich weiter, sonst komme ich nie in Down Under an.“ Er nimmt seinen Seesack und ist verschwunden, nicht ohne mir die besten Wünsche für 2025 und stets eine Handbreit Wasser unter dem Kiel für die p.t. Leserschaft mitzugeben. Beim Nachsinnen über den Kurzbesuch denke ich: Wie schön wäre/ist es, solch eine Unterstützung für den Fall der Fälle zu haben …
* Aus dem Motorsport: Monteur und Mechaniker, auch Beifahrer bei Seitenwagenrennen.