Dritte Halbzeit

Die Goldmedaillen von Marseille haben Auswirkungen. Das gilt nicht nur für das Ansehen des Segelsports in Österreich und den OeSV im Konzert der Fachverbände, sondern vor allem für die Hauptprotagonisten. Vali Bontus, Luki Mähr und Lara Vadlau sind zu öffentlichen Personen geworden. Sie tauchen in Funk und Fernsehen auf und sind bei Veranstaltungen mit Sportprominenz, etwa dem traditionellen Charity Race auf der Planai, gern gesehen. Gleichzeitig eröffnen sich Möglichkeiten in Sachen Sponsoring und sie können – durchaus gegen Entgelt – ihre Erfahrungen per Vorträgen und Panels über die Sportwelt hinaus verbreiten.

Die Welt der Medienauftritte samt den entsprechenden Veranstaltungen mit Möglichkeit zur Vernetzung ist eine spezielle. Und sie ist ein glattes Parkett. Während an der Oberfläche freundliches Bussi-Bussi regiert, verbirgt sich darunter nicht selten ein heftiger Konkurrenzkampf um die Aufmerksamkeit. Sende­minuten, Auftritte vor kleinem und großem Publikum, Platz in Printmedien etc. sind knappe Güter und lassen sich nicht ohne weiteres vermehren. Daher gibt es Rivalität, auch mit Größen aus anderen Sportarten, die reiche Erfahrung darin haben, diese Felder entsprechend zu bespielen.

Welche Figur machen „die Unsrigen“ in dieser dritten Halbzeit abseits von Wind und Wasser? Bis dato eine recht gute, denke ich. Wenigstens von außen betrachtet haben sie sich entsprechend ihrer jeweiligen Persönlichkeit klar positioniert. Spannend ist, wie es nach dem ersten, vermutlich bald abebbenden Hype weitergehen wird. Ist es eine süße Droge, von der man immer mehr will und die einen nicht zum Besseren verändert? Ist es willkommene Abwechslung zum Trainingsalltag oder eher Ablenkung von der notwendigen intensiven Arbeit an der sportlichen Weiterentwicklung? Hat der Blick hinter die Kulissen und auf deren Schieber ernüchternde Effekte und hilft, Sein und Schein noch besser auseinanderzuhalten? Wir werden sehen. Ich hoffe auf einen weiteren Lernschritt, auf dass auch diese Facette des Sportlerlebens positiv in die eigene Persönlichkeit integriert wird.

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