Festung oder Offenheit?

Yachtclubs in Österreich hatten es gut. Direkt am Wasser auf guten bis sehr guten Plätzen, stabile bis wachsende Mitgliederzahlen, Nachwuchs fast automatisch aus den eigenen Reihen. Eine Erfolgsstory?

Ja, aber einfach weiter so wird nicht gehen. Nach alternativen Verwertungszwecken gierende Akteure üben Druck auf Clubs aus oder zwingen diese, siehe Breitenbrunn, überhaupt zu weichen. Demografische Veränderungen führen zu einer Überalterung der Mitgliederstruktur, alternative Beschäftigungsmöglichkeiten bringen den Nachwuchs auf andere Gedanken. Schwierige Zeiten. Global ist das nicht anders – und mit einer der Gründe, warum World Sailing ein neues Growth of Sailing Committee eingerichtet hat.

Existieren lösungsorientierte Handlungsmöglichkeiten? Ja, aber es gibt kein Wundermittel, das auf einen Schlag alle auf uns zukommenden Probleme löst. Wie so oft ist es eine Melange von Aktivitäten, die in ihrer Gesamtheit zu einer positiven Entwicklung führen können. Dazu gehören z. B. verstärkte Jugendarbeit mit entsprechender Öffentlichkeitswirksamkeit in den sozialen Medien, das bewusste Erzeugen und Vermarkten von positiven Rollenmodellen für den Nachwuchs oder die verstärkte Kooperation mit Segelschulen.

Der Schlüssel scheint mir aber unsere Grundhaltung – neudeutsch: unser Mindset – zu sein. Abgrenzung und „mia san mia“, sich ausdrückend in geschlossenen Eingangstüren zum Club, Einstiegsbarrieren unterschiedlichster Art, von der Beschränkung bei der Auswahl des Bootes bis hin zu Aufnahmegebühren etc., sind kaum geeignete Mittel, um Menschen in den Segelsport zu bekommen. Stattdessen braucht es konsequent durchgehaltene Offenheit. Klar, mit Weisheit und Rücksichtnahme auf konkrete Rahmenbedingungen. Aber wer aus einer Grundhaltung der Offenheit eine inklusive seglerische Willkommenskultur kreieren will, wird nicht umhinkommen, auch am Status quo in den Clubs massiv zu rütteln.

Weitere Artikel aus diesem Ressort

Ressort Kreuzpeilung
Nach den olympischen Segelbewerben in Marseille ein weiteres Highlight: der America’s Cup vor Barcelona. Zum Zeitpunkt der Drucklegung war gerade die viertägige Proberegatta mit einem Sieg des Titelverteidigers Emirates Team New Zealand über Luna Rossa Prada Pirelli abgeschlossen. Alle Wettfahrten waren live und on-demand auf YouTube verfügbar. Auf dieser Basis drei Beobachtungen und eine Prognose.









 

Faktor Mensch

Ressort Kreuzpeilung
Szene 1: OeSV-Generalversammlung im BLZ Neusiedl; die Spitzen der österreichischen Segelclubs schaffen am Vereinstag wichtige formale Rahmenbedingungen. Adjustierung der Männer: kaum Blazer, eine einzige Krawatte. Szene 2: Generalversammlung des Europäischen Segelverbands in Ungarn; Vertretungspersonen der nationalen Segelverbände besprechen die Zukunft des Segelsports in Europa. Adjustierung der Männer: vereinzelt Blazer, vereinzelt Krawatte.









 

O tempora, o mores?

Ressort Kreuzpeilung
Wer kennt sie nicht, die Klagen über den Nachwuchs, der sich grottenolmig viereckige Augen heranzüchtet durch ständiges Online-Sein? Häufig dann der Ratschlag: „Mach doch mehr Sport!“ Aber Achtung, aufgepasst! Diese gut gemeinte Ermutigung kann zukünftig vom Regen in die Traufe führen. Warum? eSports ist massiv auf dem Vormarsch.









 

Couch Potato

Ressort Kreuzpeilung
Der sanft fallende Schnee dämpft die Geräusche von der Straße. Eine Tasse dampfenden Chai Latte – mann entwickelt sich – und ein Buch in der Hand, Vanillekipferl vor mir, Herz, was willst du advent-abendlich mehr.









 

Tiefe Gräben

Ressort Kreuzpeilung
Jahreskonferenz von World Sailing (WS) im spanischen Malaga. An die 300 Personen versammeln sich im November, um über verschiedenste Aspekte des Segelsports zu diskutieren. Das Themenspektrum ist breit. Es reicht von mittels 3D-Scanner durchgeführter Vermessung der Foils bei Nacras mit Herstellungstoleranzen im 0,2-mm-Bereich über Debatten zur WS Olympic Vision bis hin zur vom ukrainischen Segelverband aufgeworfenen Frage, ob man das russische Pendant nicht eigentlich wegen seiner als illegal angesehenen Segelaktivitäten auf der besetzten Krim aus WS ausschließen müsste.









 

Geist der Regeln

Ressort Kreuzpeilung
Der Segelsport hat beim ersten Hinschauen ein grünes Mäntelchen um. Wind und Wasser als primäre Zutaten, da sollte wenig schiefgehen. Ein genauer Blick zeigt allerdings, dass wir gut daran täten, unseren geliebten Sport in Sachen Umweltfreundlichkeit auf ein neues Niveau zu bringen. Es gilt eine Reihe von Potenzialen zu heben, um unseren Beitrag zum Überleben des Planeten zu leisten. Sicher, viel ist schon getan worden. Wenn wir in die Clubs schauen, dann sehen wir z. B. Auffangvorrichtungen für Abwasser bei Krananlagen, Mülltrennung und energieeffiziente Beleuchtungen. Auch bei den Booten gibt es Verbesserungen, etwa hinsichtlich Fäkalien oder umweltfreundlichere Lacke und Unterwasseranstriche. Aber trotzdem kratzen wir erst an der Oberfläche.









 

Kleines Umweltschweinderl