Kalifornien, wir kommen!
Frisch gemischt. Das österreichische Segel-Nationalteam ist bereit für Olympia 2028. Wer hat aufgehört, wer ist dazugestoßen und welche neuen Paarungen wurden gebildet? Judith Duller-Mayrhofer gibt einen Überblick zum aktuellen Stand der Dinge
Vom Jäger zum Gejagten. Als regierender Olympiasieger ist Valentin Bontus nun das Maß der Dinge – eine völlig neue Situation für den 24-jährigen Kiter
Nach den Spielen ist vor den Spielen. Paris bzw. Marseille gilt als abgehakt, jetzt richtet sich der Blick auf Los Angeles, wo in etwas mehr als drei Jahren die olympischen Segelbewerbe über die Bühne gehen werden. Als erfolgreichster Sommersportverband des Landes kann der OeSV die kommenden Aufgaben selbstbewusst und zuversichtlich in Angriff nehmen – auf den Erfolgen ausruhen darf sich aber definitiv niemand.
„Jede Kampagne muss neu betrachtet und aufgesetzt werden“, betont Sportdirektor Matthias Schmid, „denn Erfolg lässt sich nicht mit Copy & Paste wiederholen. Die Athletinnen und Athleten haben sich verändert, oft auch ihre Lebensumstände. Es gibt andere Rahmenbedingungen, Voraussetzungen und Erwartungen; es herrscht ein anderes Umfeld, die Zusammenarbeit mit dem Segel-Partner, den Coaches und dem Verband muss neu justiert werden. Das alles gilt es zu berücksichtigen.“
Bestes Beispiel dafür ist der Kiter Valentin Bontus, der bereits kurz nach seinem Gold-Triumph bei den Spielen 2024 ankündigte, weitermachen zu wollen. Der Ausgangspunkt ist aber diesmal ein völlig anderer. Vor Marseille wurde Bontus als namenloser Quereinsteiger in das Nationalteam aufgenommen, wo er sich ohne Druck entwickeln und ausprobieren konnte. Er suchte sich seine Trümpfe in Ruhe zusammen – und spielte sie dann zum entscheidenden Zeitpunkt bravourös aus. Das aktuelle Projekt bestreitet er hingegen als amtierender Olympiasieger; mehr Unterschied geht nicht. „Bei seiner ersten Kampagne haben die Dinge extrem gut ineinandergegriffen“, blickt Schmid zurück, „Valentins Lernkurve war unglaublich steil, zudem haben wir die seglerischen Aspekte von Anfang an extrem konsequent in die Kite-Disziplin integriert und uns damit Vorteile im Vergleich zu anderen Nationen verschafft. Damit dürfen wir nicht mehr rechnen, weil das machen jetzt alle.“ Umso wichtiger sei es, so Schmid, dass Bontus nun in Bereichen wie Meteorologie oder Regelkunde noch mehr in die Tiefe gehe. Auch seine Involvierung in die Kampagne werde jetzt eine andere sein: „Als Newcomer wurde Valentin stark geführt, diesmal übertragen wir ihm deutlich mehr Eigenverantwortung.“
Bontus selbst beurteilt die Situation grundsätzlich ähnlich, sieht in seinem neuen Promi-Status aber vor allem Vorteile. „Ich brauche niemandem mehr etwas zu beweisen, kenne die Abläufe und weiß, was auf mich zukommt“, fasst er zusammen, „und klar, will ich wieder gewinnen und mein Bestes geben, aber vor allem darf ich die Freude an meinem Tun nicht verlieren. Für mich ist das die wichtigste Voraussetzung, um Erfolg zu haben.“ Spaß am Wasser zu haben, sollte dem geborenen Sonnyboy nicht allzu schwerfallen, und dass er hart arbeiten kann, hat er schon bewiesen. Schaut also nach einem guten Plan aus.
Wer suchet, der findet
Auch die 470er-Steuerfrau Lara Vadlau geht unter stark veränderten Voraussetzungen in ihre nächste, sprich vierte Kampagne und das liegt nicht nur an der Goldmedaille, die sie in Marseille gewonnen hat. Wie Bontus will sie weitermachen, ihr Vorschoter Lukas Mähr hat hingegen entschieden, seine Karriere im Segelsport zu beenden.