Triumph und Genugtuung

470er. Lara Vadlau und Lukas Mähr hatten jeweils eine Rechnung mit Olympia offen. Sie zog sich nach Rio enttäuscht zurück, er konnte sich nie für die Spiele qualifizieren. Besser als mit einer Goldmedaille hätte man sie nicht begleichen können

Triumph und Genugtuung

Black Flag in der ersten Wettfahrt – das ist die Höchststrafe. Streicher fix eingefahren, kein grober Schnitzer mehr erlaubt. Genau mit diesem Frühstart-Szenario beginnen die olympischen Segelbewerbe für Lara Vadlau und Lukas Mähr. „Das hat mich in dieser ersten Woche, die in vieler Hinsicht schwierig für unser Team war, schon gewaltig mitgenommen“, erinnert sich der OeSV-Sportdirektor Matthias Schmid nicht gerne, aber nur zu gut, „Ich musste sehr darum kämpfen, Stimmung und Konzentration aufrechtzuerhalten. Und wenn ich ganz ehrlich bin, dachte ich nicht, dass Gold noch möglich sein könnte.“

Falsch gedacht, glücklicherweise. Nach fünf weiteren Wettfahrten haben die Österreicher zwei souveräne Siege eingefahren, einen davon mit einem ­Vorsprung von mehr als einer Minute, und die Führung übernommen. Diese geben sie in Folge nicht mehr ab und ziehen mit einem Plus von sieben Punkten auf Rang zwei ins Medal Race ein. Das zählt bekanntlich doppelt und so scheint ihnen eine Medaille so gut wie sicher zu sein – aber wird es für den Gesamtsieg reichen?

Das alles entscheidende Rennen gestaltet sich wie eine Kopie der vorangegangenen Serie; zuerst pfui, dann hui. Denn Vadlau/Mähr werden von den zweitplatzierten Spaniern vor dem Start so stark unter Druck gesetzt, dass sie ganz schlecht über die Linie kommen und eine ganze Runde lang auf dem letzten Platz liegen. Doch sie geben nicht auf, starten eine Aufholjagd und beenden das Rennen schließlich auf Rang sieben. Kaum im Ziel, fragt die hörbar unter immenser Spannung stehende Steuerfrau: „Haben wir jetzt Gold? Warum sagt uns das keiner? Luki, rechne doch!“ Da rinnt selbst den abgeklärtesten Zusehern der TV-Übertragung die Gänsehaut über den Rücken …

Nur wenige Momente später kommt vom Coachboot die Erlösung. Ja, die Platzierungen der Konkurrenz sind günstig verteilt, Vadlau und Mähr haben tatsächlich Gold in der Tasche. Was für ein spannendes Finale, was für ein neuerlicher mentaler Kraftakt. „Wir haben so hart gearbeitet, um diese eine Regatta zu gewinnen, und nun ist unser Traum in Erfüllung gegangen“, kann es ein euphorischer Lukas Mähr unmittelbar nach dem Medal Race kaum glauben. Im Gegensatz zu seiner Steuerfrau hatte er sich davor trotz dreier Anläufe nie für Olympia qualifizieren können und war bei den letzten beiden Spielen noch als Co-Kommentator im ORF-Studio gesessen.

Faktoren des ultimativen Erfolgs

Für Matthias Schmid hat die Reifung, die Lara Vadlau in den letzten acht Jahren durchlaufen hat, ganz wesentlich zu diesem Triumph beigetragen: „Bei ihren letzten Spielen 2016 in Rio war sie sehr sehr siegessicher und hat vollmundig angekündigt zu gewinnen. Das war meiner Meinung nach nicht die beste Strategie. Wer zu geil auf Gold ist, wird oft abgestraft, das hat man hier an dem spanischen Team Jordi Xammar und Nora Brugmann gesehen. Die sind als Favoriten an den Start gegangen und komplett leer ausgegangen, weil sie es mit der Brechstange versucht haben.“

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