Schichtbetrieb
In der Vor- und Nachsaison sowie in kalten Revieren kommt man ohne wärmende Funktionsunterwäsche nicht aus. Judith Duller-Mayrhofer gibt einen Überblick über Materialen sowie Qualitätsmerkmale und hat sechs Modelle unterschiedlicher Hersteller einem Langzeittest unterzogen
Wer bei niedrigen Temperaturen aufs Wasser geht, braucht entsprechende Kleidung; logisch. Nicht ganz so logisch ist es, dass der untersten Schicht enorme Bedeutung in Sachen Körperklima zukommt. Sie muss einerseits wärmen, anderseits Schweiß aufnehmen und nach außen transportieren, außerdem rasch trocknen und sich angenehm auf der Haut anfühlen. Hochwertige Funktionsunterwäsche kann all das leisten, was nicht nur dem Wohlbefinden, sondern auch der Leistungsfähigkeit zuträglich ist.
Das einzige Naturprodukt, das den oben genannten Anforderungen entspricht, ist die Wolle der Merinoschafe. Sie verfügt über ausgezeichnete Isolationseigenschaften, kann extrem viel Feuchtigkeit speichern und ist dank ihrer sehr dünnen, biegsamen Fasern nicht so kratzig wie normale Wolle. Merino hält superwarm, im Vergleich zu synthetischen Fasern transportiert es die Feuchtigkeit aber nicht so gut und braucht, wenn es einmal durchgeschwitzt ist, länger um wieder durchzutrocknen. Fahrtensegler sind damit sehr gut beraten, wer besonders empfindliche Haut hat, kann darunter eine dünne synthetische Funktionswäsche tragen. Eine empfehlenswerte Option ist auch eine Merino-Short (wie sie der Anbieter Aclima im Programm hat) in Kombination mit einer langen Funktionshose.
Für hoch aktive Regattasegler mit starken Belastungsspitzen (oder Menschen, denen eher zu heiß als zu kalt ist) sind Kunstfasern wie Polyester, Polyamid oder Polypropylen die erste Wahl. Da diese Materialien hinsichtlich Haltbarkeit, Formstabilität und Festigkeit unterschiedliche Werte aufweisen, werden sie gerne miteinander kombiniert, zu unterschiedlich dicken Garnen verarbeitet und zu ein- oder zweilagiger Maschenware verstrickt. Für gute Dehnbarkeit und damit Passgenauigkeit sorgt die Beimischung von Elasthan (in Nordamerika und Asien auch als Spandex bezeichnet), einer knitterfreien, leichten, reißbeständigen Faser, die sich um das fünf- bis siebenfache in die Länge ziehen lässt und danach wieder in die Ausgangsform zurückfindet.
Körper als Landkarte
Bei hochwertigen Modellen kommt oft ein Zonensystem zur Anwendung, das ganz gezielt auf eine bestimmte Sportart abgestimmt ist und für einzelne Regionen unterschiedliche Materialien bzw. Gewebestärken vorsieht. So braucht es beim Segeln etwa im Nierenbereich hohe Wärmeleistung, unter den Achseln besonders effektive Schweißaufnahme und an den Knien robusten Schutz.