Anleitung zum Genuss
Gennaker gehören heute beinahe zur Grundausstattung. Wir zeigen auf den folgenden Seiten wie man dieses Segel auf Yachten bis 35 ohne Bergesack oder Rollanlage bedient
Der Gennaker verbindet die Vorteile von Genua und Spinnaker. Er kam erstmals 1987 beim America’s Cup vor Fremantle zum Einsatz und hat den Spinnaker mittlerweile auf fast allen modernen Booten und Yachten abgelöst. Das Setzen, Bergen, Trimmen und Halsen ist einfacher und funktioniert auch mit kleiner Crew, er erhöht den Segelspaß und reduziert die Motorstunden bei Leichtwind. Trotzdem begegnen ihm manche Skipper mit Skepsis. Das hat mit den Mehrkosten, aber vor allem mit dem Respekt vor der großen Segelfläche zu tun. Nicht jeder traut sich den sicheren Umgang zu – tatsächlich kann aber jeder halbwegs geschickte Segler einen Gennaker problemlos bedienen.
Grundsätzlich stehen drei Gennaker-Versionen zur Wahl:
Rollgennaker: Das meistverkaufte System und ähnlich einfach zu handhaben wie Rollgenua oder Code 0. Flach geschnitten, gut segelbarer Bereich liegt zwischen 55 und 150 Grad. Nachteil: vergleichsweise geringe Segelfläche, daher wenig Power.
Gennaker mit Bergesack: Effizienter Schnitt, der im Toppbereich zusammengeschobene Sack verringert aber die Vorliekslänge. Nachteil: Management der Bergeleinen verlangt Umsicht und Übung. Für Gennaker jenseits der 100 m2 trotzdem das System der Wahl.
Konventioneller Gennaker: keine Berge- und Setzhilfen, daher preiswert, längenmäßig ausgereiztes Vorliek und vollerer Schnitt, beeindruckende Leistung auf Halb- und Raumschotkursen. Kann als Allroundsegel ausgeführt oder für bestimmte Kurse optimiert sein (z. B. tiefe Raumschotkurse). Richtwert für Fahrtensegler: Die Yacht sollte nicht länger als 35 Fuß und der Gennaker nicht größer als 100 m2 sein. Verlangt mehr Aufwand beim Setzen und Bergen, dafür bessere Segelleistung. Bugspriet ist keine Voraussetzung, es reicht auch ein Block am Bugbeschlag für die Halsleine.
Auf dieses Segel beziehen sich die folgenden Ausführungen.
Gute Vorbereitung
Für ein konventionelles Gennakersystem benötigt man zwei Schoten, drei bis fünf Blöcke, ein Fall und die oben erwähnte Halsleine. Vor dem Anschlagen des Gennakers muss man festlegen, welche Art der Halse gefahren werden soll (siehe oben). Für die Außen-Variante muss die Halsleine unter der Schot zum Schothorn geführt werden, ansonsten über die Gennakerschot gelegt und angeschlagen werden.
Will man den Gennaker aus dem Cockpit bzw. Niedergang setzen, muss man sich entscheiden, ob man ihn zwischen Want und Mast oder außerhalb der Wanten setzt. Befinden sich Want und Niedergang auf etwa demselben Niveau, macht es Sinn, den Gennaker zwischen Want und Mast zu setzen. Das hat den Vorteil, dass er kaum in der Saling hängenbleibt. Auf Yachten mit Niedergang weit achtern muss er außerhalb der Wanten gesetzt werden. Das Bergen in den Niedergang ist sehr einfach und zudem sicher, weil niemand auf das Vorschiff muss.
Am einfachsten ist das Setzen aus der Vorschiffsluke oder aus einem Segelsack. Das Bergen in den Sack ist hingegen für eine Person schwer zu bewerkstelligen, das Hineinstopfen des Gennakers in eine Vorschiffsluke vergleichsweise simpel.
Halsleine
Die flexible Fixierung des Segelhalses mittels einer ins Cockpit geführten Leine erleichtert das Handling des Gennakers in allen Belangen. Zur Montage benötigt man einen Block, einen Schäkel, eine längere Leine und eine freie Klemme seitlich vom Niedergang. Klingt einfach, ist einfach und generiert eine Reihe von Vorteilen.
–Entspanntes Setzen: Gennaker über das Fall im Windschatten von Großsegel und/oder Genua setzen. Vorher, parallel dazu oder danach den Segelhals via Halsleine ganz nach vorne ziehen, anschließend Schot dicht nehmen. Der genaue Ablauf hängt von der Länge des Bugspriets ab.
–Einfaches Bergen in Lee: Halsleine fieren, wodurch der Druck aus dem Segel genommen wird, dann Unterliek zusammenraffen und das Fall langsam fieren.
–Kontrolliertes Bergen in Luv: Leeschot loswerfen, Segelhals mit Luvschot nach Luv ziehen, Halsleine öffnen, Unterliek zusammenraffen und Fall fieren.
–Trimmhilfe: Je tiefer man segeln will, desto mehr wird die Halsleine gefiert, damit das Vorliek nach Luv wandert.
–Not-Aus bei Sonnenschuss: Loswerfen der Halsleine, dadurch entweicht der komplette Druck. Gennaker driftet in die Abdeckung des Großsegels und kann in Lee geborgen werden.
Schotführung beim Halsen
Im Vorfeld gilt es zu klären, welche Art der Halse gefahren werden soll. Auf Booten mit langem Bugspriet (= großer Abstand zwischen Vorstag und Gennaker-Vorliek) zieht man den Gennaker bei der Halse in jedem Fall durch diesen Spalt.
Auf Fahrtenyachten mit kurzem Bugspriet sollte man das Manöver vom Wind abhängig machen.