Unter glücklichem Stern

Rainer Wilhelm hat mit den Astro-Yachten den Hochsee-Segelsport in Österreich befeuert, beeinflusst und geprägt. Seit er sich um Tauwerk aus heimischer Herstellung kümmert, setzt er auch dort wichtige Akzente.

Unter glücklichem Stern

Am Anfang war der Zugvogel. Nein, eigentlich drei Zugvögel. Nummer eins uralt, mit 16 Jahren vom gesparten Taschengeld gekauft, beim Hofbauer an der Alten Donau eigenhändig restauriert und dann am Neusiedler See mit Freunden zum Spaß gesegelt. Nummer zwei ein Regattamodell, vom Vater erworben und auf den Salzkammergutseen gemeinsam wettkampfmäßig bewegt. Und Nummer drei schließlich ein kompetitiver Auftragsbau, realisiert von der legendären bayerischen Werft Mader. Damit gewann Rainer Wilhelm, zu diesem Zeitpunkt Anfang 20, was es in Österreich zu gewinnen gab und tummelte sich auch in Deutschland mitten unter den Cracks. In dieser Zeit – wir sprechen von den späten 1980er Jahren – wurzelt auch die Freundschaft zu Hubert Raudaschl, der ihn quasi als Werksfahrer für die prosperierende Zugvogel-Klasse verpflichtete. Wilhelm unterstützte den Meister bei der Entwicklung schneller Segel und verkaufte diese an die Konkurrenten; eine fruchtbare Geschäftsbeziehung, mit der sich der Jungspund sein liebstes Hobby finanzierte.

Hubert Raudaschl war es auch, der Wilhelm zum Wechsel in die nächste Klasse motivierte. 1990 stieg er ins Starboot um, war sechs Jahre lang mit guten bis sehr guten Platzierungen bei nationalen wie internationalen Events vertreten. Dennoch zog er 1996 mit der WM in Brasilien einen Schlussstrich unter diese Phase. „Ich war an einem Scheideweg angekommen“, analysiert Wilhelm, „um besser zu werden, hätte ich einen hundert Kilo schweren Vorschoter engagieren, vor allem aber sehr viel mehr Zeit ins Segeln investieren müssen.“ Vor allem Letzteres ließ sich nicht bewerkstelligen, denn Wilhelm war als Sales Manager bei IBM längst auch beruflich auf dem Weg nach oben. „Das war eine Zeit, in der man noch ohne Studium Karriere machen durfte“, lächelt der gebürtige Wiener, der in der Hegelgasse maturiert hat, am Universitätsleben aber nicht so recht Gefallen fand, ein wenig schief.

Starker Einstieg

Was nun? Ein Leben ohne Segeln wollte sich Wilhelm schließlich nicht vorstellen. Da kam es gerade recht, dass in Österreich das Hochsee-Fieber ausbrach. „Ich hab für diese neue Szene sofort Feuer gefangen und aus dem Starboot auch die richtigen Leute gekannt“, erzählt Wilhelm. Zum Beispiel einen gewissen Jochen Schümann. Der dreifache Olympiasieger leitete unter anderem das Aero-Sail-Projekt, das den deutschen Segelsport fördern und entwickeln sollte, 1996 aber auslief. In dessen Bestand gab es eine ILC 40, die zum Verkauf stand. Schümann bot an, Wilhelm schlug zu. Die erste Astro war sein und bezog einen Liegeplatz in Koper. „Ich wollte damit Regatten in der Adria bestreiten, hatte vom Hochseesegeln aber keine Ahnung“, gibt Wilhelm unumwunden zu. Also rekrutierte er einen aus Neuseeland stammenden, aber in Southampton lebenden Vollprofi als Lehrmeister. „Der wurde von mir regelmäßig nach Slowenien eingeflogen und hat mir alles von der Pike auf beigebracht“, schildert Wilhelm seine Anfänge, „ich bin auch oft mit ihm im Solent gesegelt, darunter Klassiker wie das Fastnet Race.“

Hauptbetätigungsfeld blieb aber die Adria und da traf es sich gut, dass Rainer Wilhelm von Arbeitgeber IBM an den Wörthersee berufen wurde. Nebenbei führte er im Alleingang die britische Marke Douglas Gill (heute als Gill Marine bekannt), die als erste atmungsaktive Segelbekleidung zu günstigen Preisen auf den Markt gebracht hatte, in Österreich ein, zog einen schwungvollen Handel damit auf und sah sich parallel dazu nach potenten Sponsoren für seine Hochsee-Aktivitäten um. Fündig wurde er mit dem mächtigen Pharmakonzern Bayer. Dessen Finanzspritzen ermöglichte es Wilhelm, 1999 die ILC 40 zu verkaufen und eine topaktuelle IMS 47 anzuschaffen. „Ich habe die Yacht im Sommer übernommen, eine internationale Top Crew organisiert und bin im Oktober das Middle Sea Race mitgesegelt“, erinnert sich Wilhelm nur zu gerne. Mitgesegelt trifft es nämlich nicht ganz: Wilhelm gewann auf der Astro 2k als erster und bislang einziger Österreicher die Haupt-Trophäe des Hochseeklassikers, der vor Malta startet und endet, durfte die 40 Kilo schwere Bronze-Skulptur im Blitzlichtgewitter der Fotografen in die Höhe stemmen und sorgte damit nicht nur in maltesischen Gazetten für Schlagzeilen.

Fulminante Entwicklung

Nun geriet richtig Bewegung ins Geschehen. Von Bayer kam neues Geld, von Wilhelm eine neue Idee. Er tat sich mit dem etwa gleichaltrigen Segelmacher und Olympiateilnehmer Christian Binder zusammen. „Ich habe ihm folgenden Vorschlag gemacht: Du lieferst die Segel und stehst am Steuer, wir stellen ein österreichisches Team zusammen und ich übernehme das Management“, so Wilhelm. Ein Angebot, das Binder kaum ausschlagen konnte, und so brach eine neue Ära an. Die Austro-Truppe, zu der Protagonisten wie Christian „Kletzi“ Bayer oder Werner Ebenhöh zählten, tingelte mit dem professionellen IMS-Zirkus am Mittelmeer, trainiert wurde meist vor Muggia, Italien, für die Regatten mietete man als Crew-Unterkunft ganze Häuser. 2002 stieg man auf eine IMS 50 namens Astro 3D um und Wilhelm holte als neuen Sponsor die Investmentgruppe C-Quadrat an Bord. „Das waren goldene Zeiten. Die Finanzbranche boomte und wollte ihr Geld in Werbung stecken, die anders ist und einem gewissen Image entspricht“, beschreibt Wilhelm die Situation Anfang der 2000er-Jahre.

Das gesamte Porträt lesen Sie in der Ausgabe 7/2020, am Kiosk ab 3. Juli!

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