Bremsspuren
Die Corona-Krise macht auch vor Kroatien nicht halt. Die neue Saison ist deshalb mit vielen Fragezeichen behaftet
Unter normalen Umständen würde Kroatien auch in diesem Jahr auf einen Tourismusrekord zusteuern. Doch die Corona-Krise hat schon vor Saisonbeginn deutliche Spuren in der Nächtigungsbilanz hinterlassen. So bezifferte Tourismusminister Gary Cappelli Anfang März das Minus bereits mit 30 bis 40 Prozent, Schätzungen für die Hauptsaison gehen sogar von einem Einbruch um 70 Prozent aus.
Wie sich die Pandemie auf den nautischen Tourismus auswirkt, der laut Sean Lisjak, Vorsitzender des Verbands der Yachthäfen in der kroatischen Wirtschaftskammer, jährlich einen Umsatz von rund 860 Millionen Kuna (114 Millionen Euro) generiert, ist noch nicht absehbar. Entscheidend wird die Dauer der verhängten behördlichen Maßnahmen sein: Verschiebt sich die Bootsaison nur um einige Monate nach hinten oder fällt sie im schlechtesten Fall gänzlich ins Wasser? Von der Antwort auf diese Frage hängt vieles, wenn nicht alles ab.
Um die Verbreitung des Virus einzudämmen, haben die kroatischen Behörden bereits zahlreiche Beschränkungen verfügt. Seit 20. März sind die Grenzen für den Personenverkehr geschlossen. Davor war die Einreise für österreichische Staatsbürger noch möglich, sie mussten sich jedoch in eine 14-tägige Quarantäne begeben. Diese an Bord einer Yacht abzusitzen, sei nicht erlaubt, teilte das kroatische Innenministerium dem Pannendienst Seahelp auf Anfrage mit, da an Bord nicht alle Bedingungen für die Selbstisolation gewährleistet werden könnten. So sei beim Überqueren der Grenze eine Telefonnummer sowie eine feste Wohnadresse an Land anzugeben, an der man die 14 Tage Selbstisolation durchzuführen habe. Die Einhaltung dieser Quarantäne werde von der Polizei regelmäßig kontrolliert.
Außerdem wurden – zunächst bis Ende April – alle Restaurants und Geschäfte geschlossen, die nicht der unmittelbaren Versorgung der Bevölkerung dienen. Davon betroffen sind auch die Marinas. Die größte Marina-Kette des Landes, der ACI, hat alle Rezeptionen und Restaurants geschlossen, die technischen Dienstleistungen in den Marinas sind nur eingeschränkt verfügbar.
Einfachere Anmeldung
Für die Post-Corona-Zeit haben sich die kroatischen Behörden mit dem neuen Online-Portal E-Nautika (https://enautika.pomorstvo.hr) gerüstet, über das man sowohl die Navigationssicherheitsgebühr als auch die Aufenthaltsgebühr bezahlen kann. Der lästige Weg zum Hafenkapitän soll dadurch entfallen. Möglich ist dies derzeit aber nur für Kroaten sowie Bürger aus Luxemburg, Belgien, Lettland, Estland, Spanien, Italien und der Slowakei. Österreich hat, wie andere EU-Länder auch, noch nicht die Grundlagen für eine grenzüberschreitende Authentifizierung im kroatischen NIAS E-Service geschaffen. "Der Weg ins Hafenamt wird einem deshalb in diesem Jahr noch nicht erspart bleiben", glaubt Kroatien-Insider und Buchautor Karl-Heinz Beständig.