X 4.0
Die Werft legte bei der Konzeption der X 4.0 den Fokus nicht auf trendigen Zeitgeist sondern setzte auf bedingungslose Funktionalität. Ein Zugang, der von Selbstbewusstsein zeugt
Im Sommer letzten Jahres lief die X 4.0 vom Stapel und es war bestimmt kein Zufall, dass zum 40-jährigen Firmenjubiläum ausgerechnet eine 40-Fuß-Yacht präsentiert wurde. Wenig überraschend wurde das kleinste Modell der Pure X-Linie für das Finale zur Wahl von Europas Yachten des Jahres nominiert, wo sie sich gegen First Yacht 53 und Italia Yachts 11.98 durchsetzte. Das ist umso bemerkenswerter, als es sich um harte Konkurrentinnen handelte: Mit der First beschritt das Beneteau-Team in Sachen Styling vollkommen neue Wege und die Italia agiert bei Segelleistung und Deckslayout auf allerhöchstem Niveau.
Den Sieg holte die X 4.0 aber nicht aufgrund eines Wow-Effekts, sie punktet vielmehr mit der Absenz jeglicher Schwäche. Zuzuschreiben ist das dem Team um Nils Jeppesen, das einerseits über enorm viel Erfahrung verfügt und andererseits vom bedingungslosen Ehrgeiz angetrieben ist, jede Yacht noch besser zu machen. So ist sich die dänische Werft, die seit vier Jahrzehnten Yachten auf hohem Niveau baut, nicht zu gut dafür, ausgewählte Eigner einzuladen, damit diese gemeinsam mit dem Entwicklungsteam über Interieur, Deckslayout, Design oder Regatta- und Cruisingeigenschaften diskutieren können. Motto der Veranstaltung: Wir lernen noch immer dazu!
Alte Stärke, neues Konzept
Das Bestreben, die Bedürfnisse potenzieller Kunden punktgenau zu treffen, war auch der Grund dafür, dass man 2016 den Startschuss zur dritten, Pure X genannten Linie gab, die zwischen den sportlichen Xp- und langfahrtorientierten Xc-Yachten siedelt. Mit der Xc-Reihe war X-Yachts extrem erfolgreich, weil man als erste Werft überhaupt Blauwasseryachten mit Achter- statt dem üblichen Mittelcockpit anbot, die IRC beziehungsweise ORC-optimierte Xp-Linie segelt auf der Regattabahn höchst kompetitiv. Deren gewichtsoptimierte Bauweise sowie das nüchterne Interieur wirken auf den typischen Breitensportler allerdings einigermaßen spartanisch und so war es nur konsequent, die Pure-X-Palette zwischen Xc und Xp zu positionieren. Genau genommen ist das sogar jener Sektor, mit dem X-Yachts einst begonnen hat. Es verwundert daher nicht, dass diese Reihe nach nur vier Jahren zur umfangreichsten im Portfolio angewachsen ist – mit demnächst sieben Modellen zwischen 40 und 65 Fuß umfasst sie so viele unterschiedliche Yachten, wie die beiden anderen Linien zusammen.
Basisarbeit
Die X 4.0 verkörpert einen Performance-Cruiser im besten Sinn. Die Yacht wird wie die sportlichen Xp-Modelle im Vakuuminfusionsverfahren in Epoxy-Sandwich gebaut, wobei die Schale anschließend 24 Stunden lang bei 70 Grad getempert wird. Vorteil: Der Rumpf wird steifer und die Osmosegefahr eliminiert. Die Bodengruppe hat keinen Karbonrahmen, wie das bei den Xp-Yachten üblich ist, sondern einen verzinkten Stahlrahmen, wie er bereits 1981 erstmals eingesetzt wurde. Das Comeback von Stahl mag überraschen, aber bei X-Yachts ist man überzeugt davon, dass dieses Rückgrat eine optimale Einleitung der Kräfte vom am Kiel stehenden Mast sowie vom Kiel selbst in den Rumpf gewährleistet. Außerdem soll die massive Kielbefestigung im Fall einer Grundberührung anderen Konstruktionen überlegen sein, eine These, die die Werft mit eindrucksvollen Beispielen aus diversen Zwischenfällen untermauern kann.
Die Kielfinne besteht aus GfK-Schalen mit interner Stahlstruktur, daran angehängt ist eine rund drei Tonnen schwere, Antimon gehärtete Bleibombe, die für einen Ballastanteil von 38 Prozent sorgt. Der Tiefgang variiert je nach Kielversion zwischen 2,10 und 2,30 Metern, das Leistungspotenzial der X 4.0 soll laut Werft auf dem Niveau der sportlichen XP 38 liegen.