Bavaria C38
Die Neue folgt der preisgekrönten C42 nach und stellt für preisbewusste Eigner eine überlegenswerte Alternative zur großen Schwester dar.
Es kommt nicht oft vor, dass man mit einer Bavaria in einer kroatischen Marina Aufsehen erregt; die beliebten Charteryachten gehören dort quasi zum Stadtbild. Dennoch zogen wir bei unserem einwöchigen Törn mit der brandneuen Bavaria C38 regelmäßig die Blicke auf uns. Die flotte, schlanke, kantige Erscheinung mit sportlicherem, maskulinerem Look kommt bei der Zielgruppe anscheinend gut an.
Mit ihrer zweiten Premiere nach dem Neustart hat die Giebelstädter Werft das Rad nicht neu erfunden, sondern einfach das Erfolgskonzept der preisgekrönten C42 (Test siehe YR 9/20) um einen Meter eingedampft. Vieles, was man von der European Yacht of the Year 2021 kennt, findet man daher auch auf der C38 (deren Rumpf eigentlich nur 36 Fuß lang ist) wieder, etwa Badeplattform, Nasszelle oder Küchenzeile. Damit führt man die kostensparende Gleichteile-Strategie fort, auf die schon Werftgründer Winfried Hermann setzte.
Wie bei der C42 haben das Bavaria Design Team und der italienische Designer Maurizio Cossutti einen breiten Rumpf mit voluminösem V-Bow und Chines geschaffen. Im direkten Vergleich mit unserem Nachbarboot, einer Cruiser 37, machen sich speziell die 30 Zentimeter mehr Breite bemerkbar. Die C38 ist deutlich ausladender, wirkt aber keineswegs plump. Zu verdanken hat sie das den findigen Designern, die tief in die Trickkiste griffen und z.B. Heckspiegel und Freibord anwinkelten.
Mit dem voluminösen Bug erreicht man zwei Ziele, die sich eigentlich ausschließen: bessere Segelperformance und mehr Platz unter Deck. Der V-Bow verhindert, dass der Bug bei mehr Krängung abtaucht und das Heck aushebelt. In Kombination mit den Chines ist der Rumpf damit sehr formstabil und trotz seiner Breite auch mit einem Einzelruder gut und mit wenig Druck zu steuern. Die schlanke Wasserlinie sorgt auch dafür, dass man sich beim Kreuzen nicht in den Wellen feststampft.
Genussvolle Fortbewegung
Serienmäßig wird der Newcomer mit einem Dacron-Lattengroß und einer Selbstwendefock von Elvström ausgeliefert. Unser Testschiff – übrigens das erste seiner Art in der Adria – war mit der üblichen Charter-Segelgarderobe, einem Rollgroß ohne Latten und Selbstwendefock ausgestattet. Auf dem optionalen Bugspriet, in den der Ankerbeschlag integriert ist, setzten wir einen Gennaker, der eigentlich für einen anderen Yachttyp geschneidert worden war und mit dem sich das volle Potenzial nicht ausschöpfen ließ. Trotzdem liefen wir unter Gennaker bei 17 Knoten Wind 8,6 Knoten. Auf einer etwas geschriekten Kreuz erreichten wir bei neun Knoten Wind eine Geschwindigkeit von sechs Knoten. Empfindlich reagiert die C38 auf Höhepressen, speziell bei Leichtwind. Die Jefa-Steuerung steht für genussvolles, unangestrengtes Steuern mit wohldosiertem Ruderdruck. Richtig im Trimm, marschiert die C38 konsequent geradeaus, ohne dass der via Ruderblatt gut informierte Steuermann viel zu arbeiten hätte. Ein Singleruder ist halt was Feines …
Das German Main Sheet System in Kombination mit doppelten Schoten ersetzt den Traveller. Mit der jeweiligen Luvschot lässt sich der Baum mittschiffs holen und mit der Leeschot dessen Höhe justieren: Mehr Schotzug schließt, weniger Zug öffnet das Achterliek. Für den Feinschliff bemüht man den Niederholer. Das System bewährte sich auch bei Halsen, die selbst bei mehr Wind sehr kontrolliert abliefen, da die Luvschot wie eine Baumbremse eingesetzt werden kann.
Das Standard-Deckslayout sieht nur ein Winschenpaar seitlich des Niedergangs vor, über das sowohl die beiden Großschoten als auch die Selbstwendefock gefahren werden – für eine kleine Crew, die auf die Mithilfe des Steuermanns angewiesen ist, keine praktikable Lösung. Ein Eigner, der primär mit reduzierter Mannschaft unterwegs sein möchte, sollte daher unbedingt € 2.450,– in zusätzliche Schotwinschen vor dem Steuerstand investieren.