Domani S30
Der individueller Entwurf eines Daysailers kann mit vielen Sonnenliegen, lässigem Look und guten Segeleigenschaften punkten
Das Daysailer-Konzept lässt dem Designer jede Menge Spielraum, daher gibt es eine Vielfalt an innovativen Modellen am Markt. Dennoch fand der Belgier Michael Goddaert kein Boot, das genau seinen Vorstellungen entsprach – also ließ er sich kurzerhand eines bauen. Goddaert ist zwar begeisterter Segler, will sich aber nicht auf der Regattabahn messen, seine Traumyacht sollte folgerichtig kein Racer, sondern eine Art segelndes Riva Aquarama werden: extravagant gestylt, funktionell und sehr komfortabel – ein sogenannter Lounge-Daysailer.
Als Konstrukteur engagierte er den Holländer Peter Bosgraaf, der einen schlanken Rumpf (2,46 m) mit Chines, fixem Karbon-Bugspriet und Fixkiel mit Bombe (1,80/1,20 m) zeichnete. Das Rigg mit kleinem Vorsegeldreieck gibt es gegen Aufpreis mit Karbonmast, Rodrigging und mehr Segelfläche. Die Genua wird über am Kajütdach montierte Schienen geschotet, Fallen und Strecker werden zu Winschen seitlich des Niedergangs umgelenkt.
Herzstück der Domani S30 ist das riesige Lounge-Cockpit, in dem man in einer Welt aus Sonnenliegen und Pölstern versinkt, sofern man auf der Zubehörliste das Komfort-Paket angekreuzt hat. Man muss kein Prophet sein, um zu ahnen, dass dies auch bei weniger segelaffinen Crewmitgliedern breiten Zuspruch finden dürfte. Das lässt einen wohlwollend über einen Wermutstropfen hinwegsehen: Die Großschot kommt nämlich nicht wie gewohnt vom Cockpitboden vor der Pinne, sondern vom achtern hinter der Ruderwelle montierten Traveller. Irgendwie über Kreuz, aber man gewöhnt sich daran. Falls nicht, drückt man die Schot jener Person in die Hand, die es sich auf der Sonnenliege gemütlich gemacht und guten Blick ins Segel hat, und lässt sie das Groß trimmen.
Beim Test vor Barcelona wehte es zu Beginn mit sechs bis zehn Knoten, am Nachmittag mit 20 bis 25 Knoten. Leider war das Testboot nur mit dem flachen Kiel (1,20 m) ausgestattet, sodass die Yacht nicht ihr volles Potenzial ausspielen konnte. Auffallend war, dass die Domani an der Kreuz sehr schnell mit sehr viel Lage segelt und man daher recht bald auf den seitlichen Sülls wechseln sowie ambitioniert mit dem Groß arbeiten sollte. Die Bestwerte an der Kreuz lagen bei diesen Bedingungen bei 5,2 Knoten, der Wendewinkel betrug 80 Grad, also 40 Grad am wahren Wind. Den nachmittäglichen Schlag bei bis zu 25 Knoten Wind wollte Goddaert eigentlich angesichts der sehr hohen Wellen auslassen. Der Autor sah das anders: Wir banden ein Reff ein und gingen an die Kreuz. Zur allgemeinen Überraschung segelte die Domani S30 sehr trocken. Mit angemessener Lage, weil mit nahezu null Druck im Groß, kämpfte sie sich knapp zwei Stunden lang tapfer nach Luv, dann wurde ebenso tapfer der Code 0 gesetzt.