Dufour GL 390
Ein Maximum von drei Nasszellen sowie andere Eigenwilligkeiten dienen der französischen Yacht als Alleinstellungsmerkmal und heben sie aus der Masse der Mitbewerber heraus
Für die Werft aus Périgny nahe La Rochelle läuft es gut. Seit knapp einem Jahr gehört Dufour zu Fountaine Pajot, bleibt aber als eigenständige Marke erhalten und die Yachten werden wie gewohnt am bisherigen Standort produziert. Treu geblieben ist man auch Umberto Felci. Der italienische Konstrukteur zeichnet seit Jahren für das Design aller Dufours verantwortlich. Sein Markenzeichen sind die kantigen Linien, die den Yachten ein eigenständiges Äußeres verleihen und sie schlanker erscheinen lassen, als sie tatsächlich sind. Das trifft in besonderem Maß auf die neue Dufour Grand Large 390 zu.
Neue Größe
Die Maximalbreite von 3,99 Metern ist seit Jahren klassenüblich, im Unterschied zu früher verjüngt sich der Rumpf der GL 390 aber nach achtern hin so gut wie gar nicht und die beinahe senkrecht abfallenden Bordwände münden in markanten seitlichen Abrisskanten, sogenannten Chines, die sich in abgeschwächter Form fast bis zum Bug erstrecken. Dieser Breitenzuwachs generiert ein größeres Cockpit sowie mehr Volumen unter Deck und zwang Felci dazu, auch das Vorschiff voluminöser gestalten; ansonsten würde die Yacht an der Kreuz nicht ausbalanciert segeln. Für die nötige Kopffreiheit sorgen ein hoher Freibord und der formschöne Kajütaufbau. Umberto Felci gelang das Kunststück, dieses in seiner Gesamtheit breite Schiff trotzdem elegant wirken zu lassen. Dazu bediente er sich eines vom Bug zum Heck verlaufenden Rezesses in halber Höhe der Bordwand, drei darunter liegender Rumpfluken, eines senkrechten Bugstevens und sanften Deckssprungs. Wie viel Raum gewonnen wurde, beweist auch die Fülle der Innenlayouts. Yachten dieser Größe sind üblicherweise mit zwei bis drei Kajüten sowie maximal zwei Nasszellen zu haben, die Dufour 390 hingegen bietet in einer Charterversion drei Kajüten mit bis zu drei (!) Nasszellen an. Ob das vernünftig ist, sei dahingestellt, einzigartig in dieser Liga ist es auf jeden Fall. Und ein Grund zur Freude bei jenen Crews, die sich für jede Kajüte eine eigene Nasszelle wünschen.
Quergedacht
Dufour Yachts ist bekannt für kreative, manchmal auch unkonventionelle Lösungen. Davon zeugen nicht nur die oben genannten drei Kajüten mit drei Nasszellen, sondern auch der vergleichsweise sehr tief angeschlagene Großbaum für einfaches Auftuchen des Großsegels oder die Freiluftpantry in der achteren Querducht, die die französische Werft vor Jahren erstmals auf einem 50-Füßer umgesetzt hat. Grillstationen am Heck liegen bei vielen Herstellern im Trend, Dufour bietet sie als Option sogar für die 390er an. Beispielhaft für das Selbstbewusstsein der Werft ist auch das Deckslayout: Derzeit werden auf Fahrtenyachten Fallen, Strecker und Schoten meist nach achtern zu nahe dem Steuerrad gelegenen Winschen umgelenkt. Das habe den Vorteil, dass Mitsegler im Cockpit nicht von segelrelevanten Einrichtungen beeinträchtigt werden, und sei zudem eine ideale Konfiguration für Solosegler, argumentieren viele Werften. Das stimmt, allerdings entsteht durch die Umlenkung aller Leinen zum Steuerstand ein lästiger Wust und die Winschen sind vergleichsweise schwer zugänglich. Der Weisheit allerletzter Schluss kann das also nicht sein. Bei Dufour sieht man das offenbar auch so und hat deshalb zwei Winschen konventionell beidseits des Niedergangs, zwei weitere nahe der Räder positioniert.
Die Testyacht war mit einer 108-Prozent-Genua mit flacher Facnor-Rollreffanlage (erlaubt ein längeres Vorliek) und vom Cockpit aus verstellbaren Holepunkten ausgestattet.