Lex 790
Das zweite Boot von Nina und Christian Lex ist dank Schlupfkajüte und zahlreicher Motorisierungsvarianten vielseitig einsetzbar und auch fürs Meer geeignet
Als der Schweizer Geschäftsmann die elegante Erscheinung in einer Cocktailbar am Wörthersee sah, war es Liebe auf den ersten Blick. Wieder zurück in der Heimat, konnte er es gar nicht erwarten, sie wiederzusehen. Also setzte er sich bei der ersten Gelegenheit in seinen Privatjet, flog von Locarno nach Klagenfurt und unternahm mit ihr eine Spritztour.
Die Lex 790 hat das Zeug, nicht nur Unternehmern aus der Schweiz den Kopf zu verdrehen. Wie schon bei der kleinen Schwester eLex 610 gelang es Christan Lex und Udo A. Hafner vom Hamburger Designbüro iYacht beim Design neue Akzente zu setzen und die Linien eines klassischen Runabouts modern zu interpretieren. Dafür wurden Initiator und Designer mit dem "German Design Award" belohnt.
Bei der Lex 790 blieb man der Formensprache des Erstlings treu. Auch die größere Variante verfügt über eine markante Silhouette mit negativem Decksprung, wobei die Spannung durch die geschwungene Niro-Scheuerleiste zusätzlich betont und der relativ hohe Freibord von 1,10 m geschickt kaschiert wird. Der negative Steven sowie die auffälligen Sprayrails im Bugbereich verleihen dem Runabout ein martialisch-sportliches Auftreten.
Während das eLex 610 ursprünglich als Elektroboot konzipiert wurde, das auf Kundenwunsch auch mit Verbrennungsmotoren ausgestattet werden kann, ist die Lex 790 ein reinrassiges Gleitboot für leistungsstarke Außenborder. Ist man auf regulierten Seen unterwegs, kann aber auch auf Elektroaußenbordmotoren umgerüstet werden, da der Rumpf dank Leichtbauweise in Sandwich und Vakuuminfusionsverfahren wenig Gewicht hat.
Der Außenborder sitzt bei Lex-Booten unter der Sonnenliege in einem Motorschacht. So kommt man in den Genuss sämtlicher Vorteile einer Außenborder-Motorisierung (weniger Gewicht, kompakte Maße, einfache Wartung, geringere Kosten), ohne dass die Optik beeinträchtigt wird. Um allzu hohen Temperaturen im Schacht vorzubeugen, wurde wie bei einem Innenborder ein Blower zur zusätzlichen Luftkühlung installiert.
Prinzipiell kann in den Schacht der Lex 790 jeder Außenborder eingebaut werden, sogar Doppelmotorisierungen sind möglich. Am Testboot sorgte ein 200 PS starker Yamaha Four Stroke für den nötigen Vortrieb. Im Leerlauf macht sich ein weiterer Vorteil der Schachtbauweise bemerkbar: Durch die Isolierung läuft der Motor extrem leise. Erst wenn man Gas gibt, stellt sich der für Außenborder typische Sound ein, wenn auch in gedämpfter Version. Zwischen 3.000 und 3.500 Umdrehungen überwindet das Lex 790 die Gleitschwelle. Der Übergang erfolgt leichtfüßig und ohne nennenswertes Aufrichten des Buges, sodass im Sitzen die Sicht nach vorne nur für einen kurzen Moment beeinträchtigt ist. Sobald man im Gleiten ist, sind Wasserlage und Geradeausfahrt so stabil, dass man ruhig die Hände vom Lenkrad nehmen kann. Bei 33 Knoten erreicht der Daycruiser seine Höchstgeschwindigkeit. Die Reichweite bei Vollgas beträgt rund 125 Seemeilen mit Reserve. Ökonomischer ist man mit einer Reisegeschwindigkeit von 24 Knoten unterwegs, dann kann man 174 Seemeilen herumheizen, ehe man sich auf die Suche nach einer Tankstelle machen muss.
Mehr Limo als Coupé
Das tief liegende Cockpit und die bequemen Schalensitze vermitteln ein sicheres Gefühl und qualifizieren das Lex 790 zum Familienboot. Durch den tiefen Gewichtsschwerpunkt liegt es darüberhinaus sehr stabil und satt im Wasser. Selbst in engen Kurven, auf die es mit einer automatischen Geschwindigkeitsreduktion reagiert, fühlt man sich nie unbehaglich. Dank tiefem V schneidet der Daycruiser problemlos durch Wellen und setzt mit bemerkenswerter Sanftheit ein.