Grand Soleil 40
Die GS 40 soll den ORC-Weltmeistertitel holen und zugleich ein familientauglicher Performance-Cruiser sein. Ist dieser Spagat zu schaffen?
Cantiere del Pardo, die Werft aus Forli und mit dem klingenden Namen, war und ist hierzulande gleichermaßen bekannt wie erfolgreich. Die Modelle namens Grand Soleil galten über Jahrzehnte hinweg als Inbegriff des Performance Cruisers, bewegten sich hinsichtlich Segelleistung auf Augenhöhe mit X-Yachts, kamen aber einen Tick stylischer rüber. Man agierte nie als Großserienhersteller, rief aber dennoch vor rund zehn Jahren parallel zur Performance-Reihe die sogenannte Long-Cruise-Linie ins Leben. Der Zeitpunkt war gut gewählt, denn die mittlerweile aus vier Modellen bestehende, sehr beliebte Blauwasser-Palette brachte gutes Geld.
2017 besann man sich wieder stärker auf seine Wurzeln und forcierte die Weiterentwicklung der Performance-Cruiser. Obwohl die damals vorgestellte Grand Soleil 48 eine exzellent segelnde Yacht ist, entschied sich die Chefetage für eine radikale Kursänderung was die Ausrichtung künftiger Modelle betrifft, Wechsel des Konstrukteurs inklusive.
Die Zielvorgabe für die vor zwei Jahren vorgestellte Grand Soleil 44 war unmissverständlich formuliert und beinhaltete nicht mehr und nicht weniger als den Sieg bei der ORC Weltmeisterschaft. Ein ambitioniertes Vorhaben, das zuvor dem italienischen Mitbewerber Italia Yachts mit seinen Modellen IY 9.98 und IY 11.98 drei Mal gelungen war. Konstrukteur dieser Yachten war ein gewisser Marco Polli, der offenbar ganz genau weiß, wie man Yachten zeichnet, die nach ORC und IRC erfolgreich sind.
Wenig überraschend streckte also Cantiere del Pardo seine Fühler nach Polli aus. Er wurde engagiert und 2020 mit der Konstruktion der Grand Soleil 44 beauftragt. Dass diese Yacht bei ihrem ersten Antritt tatsächlich die ORC Weltmeisterschaft gewann, beweist einmal mehr, dass Polli ein goldenes Händchen für Yachten hat, die in diverse Ausgleichssysteme passen sollen. Nicht unerwähnt darf in diesem Zusammenhang aber bleiben, dass andere namhafte Konstrukteure lieber formelfreie Rümpfe bauen.
Großes Vorbild
Auch die neue Grand Soleil 40, die im September am Yachting Festival in Cannes Premiere hatte, wurde von Polli gezeichnet und soll die ORC Weltmeisterschaft gewinnen. Die GS 40 sieht ein wenig wie eine Kopie der GS 44 aus und beide ähneln vom Rumpfdesign her den eingangs erwähnten Italia-Yachten – Polli prägt eben mit seiner unverkennbaren Formensprache das Gesicht jedes Modells, egal für welche Werft er arbeitet. Eindrucksvoll sind etwa der runde, sehr flache Spant, die extrem schmale Wasserlinie, der ausgeprägte Rocker und die weit nach oben führenden Softchines. Polli macht auch keinen Hehl daraus, dass die GS 40 eine Weiterentwicklung der GS 44 ist und fügt ergänzend hinzu: „Meine größte Aufmerksamkeit galt der ausgewogenen Verteilung des Volumens, speziell wenn die Yacht stärker zu krängen beginnt. Der Rumpf ist so konzipiert, dass er bei Leichtwind aufgrund gering benetzter Fläche und kurzer Wasserline dank Rocker schnell segelt. Nehmen Wind und Lage zu, wird die Wasserlinie länger und die Formstabilität nimmt aufgrund der enormen Rumpfbreite zu. Das wiederum ermöglicht eine vergleichsweise kleine Kielbombe. Das schlanke, tief gehende, profilierte Single-Ruder ist extrem weit vorne positioniert, damit es bei Lage nicht Luft zu saugen beginnt und den Grip verliert. „Für mich ist das Single-Ruder für Regatta- und Fahrtensegler die optimale Lösung“, ergänzt Polli.