Axopar 25 Cross Bow Electric
Der finnische Trendsetter setzt mit der Elektroversion seines neuesten Konsolenbootes neue Maßstäbe in Sachen Leistung und Seetüchtigkeit
Wenn an der Côte d'Azur eine Front durchzieht, kann es vor Cannes schnell ungemütlich werden. Zurück bleibt unangenehmer Schwell, der sich, verstärkt durch den dichten Schiffsverkehr, zu einer richtig fiesen Kreuzsee hochschaukelt. Bei solchen Bedingungen sagen die Werften üblicherweise Testfahrten zur Erleichterung aller Beteiligten ab.
Nicht so die finnische Werft Axopar, die nichts dabei findet, ihr nur 25 Fuß langes, komplett offenes Konsolenboot mit einem Trupp von Fachjournalisten in den Hexenkessel vor Vieux Port zu schicken. Mit ihrem messerscharfen Bug und 20 Grad tiefen V ist der Rumpf der Axopar 25 Cross Bow ja eigentlich wie gemacht für Rauwasser, aber unser Testboot ist keine gewöhnliche Axopar, sondern die erste mit Elektroantrieb.
Während wir also zügig mit sechs Knoten die Hafenausfahrt anpeilen, drehen die anderen Elektroboote im Schritttempo ihre Runden im geschützten Becken. Mit dieser Geschwindigkeit verbrauchen wir 22 kW und könnten so mehr als 30 Meilen zurücklegen.
Kaum gelangen wir aus der Abdeckung des Wellenbrechers, pfeift uns der Wind um die Ohren und die Wellen schaukeln uns gehörig durch. Die Windschutzscheibe schirmt jedoch perfekt von den Elementen ab, die massiven Haltegriffe an der Bordwand und seitlich des Niedergangs vermitteln Sicherheit und die bequemen Schalensitze geben super Halt. Langsam tasten wir uns an eine Geschwindigkeit von 25 Knoten heran, bei der wir 125 kW aus den Akkus ziehen. Ab 20 Knoten greifen die Rumpfstufen und die Fahrt wird ökonomisch. Eine Stunde könnten wir so herumheizen, aber das wäre bei diesen hohen, wirren Wellen kein Spaß. Die Axopar 25 schlägt sich dennoch tapfer. Kleinere Wellen werden problemlos durchschnitten, von den Querschlägern wird sie zwar durchgebeutelt, aber ohne auszubrechen und die Kontrolle zu verlieren. Der kleine Flitzer fühlt sich in engen Kurvenradien merklich wohl, der Rumpf krallt sich fest und presst Fahrer und Beifahrer mit sanftem Nachdruck in den Sitz.
Das Ungewöhnliche daran: Die Axopar 25 Electric fährt sich so wie jede andere Axopar auch. Wäre da nicht der etwas andere Sound und der fehlende Treibstoffgeruch, käme man nie auf die Idee, gerade auf einem Elektroboot über die Wellen zu heizen. Das liegt wohl an der Philosophie der Finnen, die nicht zwischen Elektro- und Motorboot unterscheiden, sondern einfach grundsätzlich effiziente und damit sparsame Rümpfe bauen. Davon profitieren schließlich alle, unabhängig davon ob sie mit Verbrenner oder Elektromotor unterwegs sind.
Weniger ist mehr
Der Rumpf der Axopar 25, die es auch mit T-Top gibt, verfügt über zwei markante Stufen, dank derer die Gleitschwelle schneller überschritten werden kann, aber auch über ein ungewöhnliches Längen-Breiten-Verhältnis. Die Axopar 25 ist bei acht Meter Länge nur 2,23 m breit und damit um 32 Zentimeter schmäler als die Vorgängerin Axopar 24. Damit werden gleich drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Das Boot ist trailerbar, passt in einen Standard-Container und verbraucht weniger Sprit.
Der Motor stammt vom norwegischen Start-up Evoy, das 2019 seinen ersten Elektro-Innenborder auf den Markt gebracht hat. Der Evoy Storm liefert eine Spitzenleistung von 450 kW (rund 600 PS) sowie eine Dauerleistung von 225 kW und ist damit der stärkste Elektro-Außenborder am Markt. Damit das Drehmoment von 550Nm bei der Beschleunigung nicht sofort vollständig zur Verfügung steht, wurde es künstlich begrenzt, um das Getriebe nicht zu überlasten. Bei einer Testfahrt bei ruhigerer See mit 0,5 m hohen Wellen holten die Axopar-Mitarbeiter eine Höchstgeschwindigkeit von 51 Knoten heraus. Damit dürfte die Axopar 25 Electric das schnellste Elektroboot sein, das in Serie geht.