Hanse 418
Die deutsche Werft verzichtet auf spektakuläre Neuerungen, sie setzt vielmehr auf kontinuierliche Weiterentwicklung sowie geruchsfreie Toiletten
Die Märkte sind in Bewegung, die Auftragsbücher der Werften voll. Besonders nachgefragt sind frische Jahrgänge und davon hat Hanse gleich vier zu bieten: Neu im Programm sind Hanse 348 und 388, die Finalistin bei der Wahl zu Europas Yacht des Jahres Hanse 548 sowie die in Folge vorgestellte Hanse 418. Gemeinsames Markenzeichen der 8er-Reihe ist das markante, eigenständige Design.
Das Testboot basiert auf dem von Judel/Vrolijk & Co. gezeichneten Rumpf des Vorgängermodells Hanse 415, einer Konstruktion, die in jeder Hinsicht auf der Höhe der Zeit ist. Alles andere ist neu. So musste der bislang übliche T-Kiel einem L-Kiel weichen – praktisch für eine Fahrtenyacht, weil sich an einem L-Kiel kaum ein Fischernetz oder dergleichen dauerhaft verfängt und er zudem dank flacher Bombe mehr Auftrieb erzeugt.
Formgebend ist der sich kantig aus dem Laufdeck hebende Kajütaufbau. Er wird im Bereich des Cockpits – ähnlich den Lufthutzen eines Formel1-Boliden – breiter und sorgt damit für ein selbstbewusstes, beinahe martialisches Aussehen. Ein unverkennbarer Auftritt tut jeder Marke gut, doch die Hanse 418 profitiert vom neuen Deck auch in anderer Hinsicht. Die breiten Cockpitsülls schaffen in den Achterkajüten ein großzügiges Raumgefühl, man sitzt bequem darauf und nicht zuletzt bieten sie reichlich Platz für die Fallen und Strecker, die unter einer Abdeckung zu den achtern vor dem Rad positionierten Hebelklemmen geführt werden. Erwähnenswert, weil nicht selbstverständlich: Ergonomie und Höhe der Sülls sind perfekt; angenehmer kann man in einem Cockpit nicht Platz nehmen. Ein weiterer Pluspunkt sind die großflächigen Luken, die beidseits des Niedergangs eingebaut werden konnten. Sie lassen in Kombination mit weiteren Fensterflächen im Aufbau und den großen rechteckigen Rumpfluken viel natürliches Licht ins Innere und sorgen für gute Aussicht.
Optimiert wurde auch der Bereich hinter den Rädern. Statt fixer Bänke gibt’s nun flexible Sitzflächen (Option), die man bei Bedarf nach oben klappen kann. Damit verbessern sich der Lebensbereich achtern und der Zugang zur Badeplattform – ein nicht unwichtiger Faktor, denn eine Fahrtenyacht muss beim Segeln und beim Badestopp gleichermaßen Funktionalität beweisen. Als weitere Features, die auf die Bedürfnisse der Crew zugeschnitten sind, gefallen die manuell absenkbare und daher wartungsfreie Badeplattform, Teleskop-Badeleiter mit Minigeländer, Teak-Cockpittisch mit massiven Niro-Haltegriffen plus Plotterhalterung sowie der riesige Stauraum achtern unter dem Plichtboden.
Solide Basis
In Sachen Segeln verfolgt man das Prinzip der Einfachheit. Die Hanse 418 wird im Gegensatz zur Vorgängerin nicht mit optionaler Genua, sondern ausschließlich mit Selbstwendefock angeboten. In Kombination mit den nach achtern zur Winsch vor dem Rad umgelenkten Schoten, Fallen und Streckern ein Konzept, das sich klar an Solisten wendet. Aber nicht nur, denn die Am-Wind-Garderobe lässt sich wahlweise mit Code0, Gennaker oder einem Crossover-Segel erweitern; ganz wie es dem Trend zu (rollbaren) Zusatzsegeln entspricht.