Avila Velociraptor 6.0
Die italienische Avila-Werft fertigt Schlauchboote für militärische Einsätze und zivile Vergnügungen
Avila-Ribs sind in Nigeria und Uganda besser bekannt als hierzulande. Das ist erstaunlich, aber schnell erklärt: Die 1967 gegründete Werft beliefert seit Jahrzehnten das Militär in diversen afrikanischen Ländern. Der Einstieg in die Freizeitschiene erfolgte 2010.
Bemerkenswerterweise beruhen alle Modelle auf den Hardcore-Rümpfen der Militärversionen, so auch das Boot, das wir testeten. Das Velociraptor 6.0 Avant-L mutierte im Zuge der Domestizierung zum Luxusvehikel, blieb aber beim Fahrverhalten seiner Bestimmung treu. Herzstück ist der Rumpf mit tiefem V (23–26 Grad), für dessen Konstruktionsweise Avila drei Patente besitzt. Sie alle zielen auf einen möglichst tiefen Schwerpunkt ab, was bessere Stabilität, weniger Kraft für den Vortrieb sowie geringeren Verbrauch zur Folge hat. Nicht minder wichtig ist das Design. Das ohnehin schlanke Vorschiff wird im Bugbereich mit einem geringen Schlauchdurchmesser kombiniert. Diese Konfiguration verhindert, dass bei hoher Geschwindigkeit zu viel Luft unter das Vorschiff gerät, was unerwünschten Auftrieb erzeugen und das Boot zum Gieren bringen würde. Eine weitere Maßnahme, die der Sicherheit speziell in rauer See dient, ist der flache Bugsteven. Er gewährleistet, dass der Rumpf nicht so hart in der Welle einsetzt und es nicht zum raschen Abbremsen bzw. seitlichen Ausbrechen des Hecks kommt – eine gefährliche, im Fachjargon Spin-out genannte Situation, die im Extremfall sogar zu einem Überschlag führen kann.
Der Rumpf ist in Sandwich mit Balsakern und Vinylestherharz gebaut, stark belastete Stellen sind mit Karbon verstärkt. Rumpfstufen reduzieren die benetzte Fläche, was wiederum der Geschwindigkeit und Beschleunigung zuträglich ist.
Das Velociraptor 6.0 ist in vier verschiedenen Versionen erhältlich: Combat, Raider, Avant und Avant-L. Combat bezeichnet die Basisversion mit einfacher Steuerkonsole, das getestete Modell Avant-L ist die Luxusversion.
In Fahrt
Das Testboot war mit einem 150 PS starken Suzuki motorisiert. Theoretisch genügen 100 PS, das obere Limit wäre ein 250 PS starkes Kraftpaket. Im Gegensatz zu den spartanischen Militärbooten ist die Avant-L mit allem erdenklichen Luxus ausgestattet: Sonnenliege im Vorschiff, darunter Stauraum, in dem auch ein Cockpittisch Platz findet, Ankerkasten ganz vorne, Sitzgelegenheit vor der Steuerkonsole und hinter dem Rad, komfortable Bank für drei Personen achtern, die im Hafen zu einer Sonnenliege umgebaut werden kann. Zahlreiche Griffe an den Schläuchen sowie Nirobügel an der Konsole sorgen für guten Halt.
Bei der Testfahrt auf der Donau gefiel die Kompaktheit des Gesamtpaketes.