Viko S 35
Der Preis ist ein Hammer, aber wie gut ist das aktuelle Flaggschiff der polnischen Werft wirklich?
Die Yachten der polnischen Werft Viko-Yachts sorgen hierzulande seit Jahren für Furore, was vor allem am unschlagbar niedrigen Basis-Preis sowie der ansprechenden Optik der aktuellen, aus fünf Modellen (Viko S 21, 22, 26, 30, 35) bestehenden S-Linie liegt. Zwar erhöht sich der extrem günstige Einstiegspreis durch diverse, unbedingt nötige Extras deutlich, letztlich kommt man aber immer noch auf eine Summe, die man sonst für ein Gebrauchtboot vergleichbarer Größe bezahlen würde. Und genau dieses Argument beschert den Viko-Yachten eben eine Sonderstellung am Markt.
Vor zwei Jahren wurde auf der boot in Düsseldorf die erste Viko S 35 vorgestelllt, demnächst sollen eine 40- und 50-Fuß-Yacht folgen. Gerhard Rodler vom Yachthafen Jois, dessen Firma Viko Austria die polnischen Yachten nach Österreich importiert, erweiterte daher sein Betätigungsfeld und sich sicherte sich auch den Vertrieb für Kroatien. Als Partner vor Ort fungiert die Firma ARWO-Yachting von Wolfgang Arzberger, der in der Marina Kremik eine Seefahrtsschule betreibt. Dort stand auch das Testschiff, eine nagelneue Viko S 35, die unmittelbar danach ihren Dienst als Ausbildungs- und Charteryacht antrat.
Individualistin
Wie alle Boote der S-Linie (mit Ausnahme der S 21) wurde die S 35 von Sergio Lupoli gezeichnet. Der für seinen speziellen Stil bekannte italienische Konstrukteur wurde seinem Ruf gerecht, konstruierte einen Rumpf mit Chines plus konkav geformter Bordwand im Heckbereich und spendierte der Viko ein markantes Schanzkleid. Der Bugsteven ist, wie heutzutage üblich, gerade und das Heck so breit ausgeführt, dass sich locker zwei Steuerstände ausgehen. Der eigentlich recht massive Kajütaufbau wirkt durch das hohe Schanzkleid sportlich-elegant.
Imponierend ist die Weitläufigkeit im Cockpit bei abgesenkter Badeplattform. Das Platzangebot ist enorm und übertrifft alles, was Yachten vergleichbarer Größe bieten können. Möglich wurde das, weil Plichtboden und Plattform auf derselben Höhe liegen, man also nicht über ein oder zwei Stufen zur Badeplattform hinunter steigen muss. Bezahlt hat man dafür allerdings mit teilweise geringer lichter Höhe (37 cm) über den Kojen in den Achterkajüten, außerdem sitzt man im Cockpit der S 35 sehr tief. Ein Aspekt, über den man diskutieren kann: Einerseits ist dadurch der Überblick eingeschränkt, da man kaum über den Kajütaufbau sieht, andererseits kann man sich bequem an die seitlichen Sülls anlehnen und ist gut vor Wind und Wetter geschützt. Für den Steuermann gilt: Wenn er auf der Bank direkt hinter dem Rad Platz nimmt, sieht er kaum nach vorne, setzt er sich auf die seitlichen Sülls, ist alles fein.
Ansonsten kann das Cockpit reichlich Stauraum, ein großes Sprayhood, ein funktionelles, am Großbaum zu befestigendes Bimini sowie einen Tisch mit Klappelementen bieten; Letztere benötigen allerdings ein Facelift, weil sie rund zehn Zentimeter zu schmal sind.
Fit zum Segeln
Serienmäßig trägt die Viko S 35 einen 13,5 Meter langen Mast mit zwei Salingpaaren. Mit diesem war auch das Testschiff ausgestattet. Gegen Aufpreis gibt’s einen 1,5 Meter längeren Mast, woraus sich ein Gewinn von 12 m2 Segelfläche ergibt.