Aus einem Holz, an einem Strang
Das Großhandelsunternehmen Allroundmarin feiert heuer sein 50-jähriges Bestandsjubiläum. Judith Duller-Mayrhofer hat die Gründerfamilie Rigal in Biedermannsdorf besucht und Vertreter dreier Generationen nach dem Erfolgsrezept gefragt
Ob Familie, Freundschaft oder Firma: In der Krise erkennst du, wie es um den Zusammenhalt steht. Bei Allroundmarin schlug die Stunde der Wahrheit im Mai 2019. Ein eingeschleuster Virus hatte sämtliche Systeme lahmgelegt und es wurden erpresserische Forderungen gestellt, denen man nicht nachkam. „Daraufhin ist täglich ein Computer mehr ausgefallen“, steigen Alexandra Rigal, seit mehr als zwanzig Jahren Prokuristin des Unternehmens, noch heute die Grausbirnen auf, „das war der blanke Horror.“ Eine Woche lang stand alles still, viele Daten waren verschwunden, die Buchhaltung eines Halbjahres sowie der Lagerstand mussten wiederhergestellt, Waren per Handlieferschein ausgefolgt, Computer neu aufgesetzt Dieser Super-GAU, der als kaufmännisches Risiko eingestuft wurde und jeden hätte treffen können, brachte aber auch eine positive Erkenntnis: Dieses Unternehmen ist nicht nur finanziell, sondern auch emotional kerngesund. „Alle haben in dieser extrem schwierigen Situation angepackt und dort geholfen, wo Not am Mann war“, erinnert sich Geschäftsführer Christian Rigal, „und zwar nicht nur die Familienmitglieder sondern auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Zusammenhalt. Der Kleber, der dafür sorgt, dass die Bausteine des Erfolgs auch bei einem Erdbeben nicht auseinander fallen.
Kontinuität und Wachstum
Und als erfolgreich kann man Allroundmarin getrost bezeichnen. Das Großhandelsunternehmen, das im Juni 1972 von Heinz Rigal aus der Taufe gehoben wurde und damit heuer sein 50-jähriges Bestandsjubiläum feiert, gehört zu den Big Playern der Nautik-Branche, ist weit über die Grenzen Österreichs hinaus aktiv und bespielt mit seinen 27 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Biedermannsdorf nahe Wien ein in Eigenbesitz befindliches Gelände mit mehr als 4.000 m2 Nutzfläche (siehe auch Kasten auf Seite ??). Neben den Geschwistern Alexandra und Christian Rigal, den Nachkommen des Firmengründers, sind inzwischen auch die Kinder von Christian Rigal, Daniel und Isabel, mit dabei. Der Senior, mittlerweile fast 82 Jahre alt, hat sich zwar offiziell in die Pension verabschiedet und mit dem Alltagsgeschäft nichts mehr zu tun, bringt sich aber nach wie vor mit seinem umfassenden Wissen und Innovationsgeist ein. „Ich bin lieber im Betrieb, als dass ich daheim den Rasen mähe“, formuliert er es trocken. Auch seine Frau Gertrude, mit der er seit 60 Jahren verheiratet ist und die in der Firma stets an seiner Seite stand, hat sich nicht zur Gänze zurückgezogen; sie kümmert sich um den Einkauf des Büromaterials und bereitet die Unterlagen für die Buchhaltung vor. Drei Generationen also unter einem Firmendach. Ui. Das kann gehörig schief gehen.
Tut es im Falle der Rigals aber nicht, und das beweisen nicht nur die nackten (stets schwarzen) Zahlen und steigenden Umsätze. Die Art und Weise, wie die Alten und die Jungen miteinander umgehen, wie man scherzt, sich hin und wieder auch aufs Schauferl nimmt, vermittelt dem neutralen Beobachter ein Bild, das von Zuneigung und aufrichtigem Respekt geprägt ist.
Junge Menschen, frischer Wind
„Wir sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, haben unterschiedliche Aufgaben, manchmal auch unterschiedliche Ansichten“, beschreibt es die 28-jährige Isabel Katzianschitz, „aber wir finden immer einen gemeinsamen Weg, den alle gut gehen können.“ Die HAK-Absolventin schupft die Lohnverrechnung, ist aber auch für technischen Support, Marketing und Grafikdesign zuständig; der aktuell wichtigste Punkt auf ihrer Agenda ist die neue Webseite, die Ende des Jahres online gehen soll.