Klein, aber oho
An einem Elektroaußenborder kommt auf heimischen Seen kein Segler, Angler oder Freizeitkapitän vorbei. Wir haben zehn aktuelle führerscheinfreie Motoren unter die Lupe genommen
Schleppfischen auf Hechte am Alpensee, Relaxen mit der Familie am Badeteich, Gegenanbolzen mit dem Kajütboot bei Wind und Welle – so unterschiedlich die Anforderungen an einen Elektroaußenborder sind, so vielfältig ist auch das Angebot der am Markt erhältlichen Motoren im führerscheinfreien Segment (bis zu einer Leistung von 4,4 kW).
Wie schon 2011 und 2016 haben wir auch heuer die aktuellen Modelle der gängigen Hersteller einem Praxistest unterzogen und dabei den Produzenten und Importeuren freie Wahl gelassen, welche Motoren sie in welcher Konfiguration und mit welchem Akku zur Verfügung stellen.
In den vergangenen sechs Jahren, also seit unserem letzten Test, hat sich in diesem Sektor viel getan. Mit E-Propulsion aus Hongkong gibt es neue starke Konkurrenz, ebenfalls neu auf dem österreichischen Markt sind Motoren aus Australien, die hierzulande unter der Marke Ecopower vertrieben werden. Alle Außenborder kommen mittlerweile ohne Getriebe aus und sind im Betrieb (zumindest im unteren und mittleren Leistungsbereich) kaum mehr zu hören.
Auffällig ist, dass sich kein Test-Teilnehmer mehr für eine AGM- oder gar Bleisäure-Batterie entschieden hat – die vielen Vorteile der Lithium-Akkus überwiegen den höheren Preis bei weitem (siehe auch YR 7/22). Das soll aber nicht heißen, dass für die günstigen und leistungsschwächeren 12-Volt-Motoren ein guter AGM-Akku nicht vollkommen ausreichend sein kann; budgetschonender ist er in jedem Fall.
Womit wir bei der Leistungsbandbreite der getesteten Motoren wären, die diesmal besonders weit auseinander geht. Sie beginnt am unteren Ende mit 432 Watt Eingangsleistung und reicht bis 4,3 kW, also dem Zehnfachen an Power. Was haben diese Motoren also überhaupt gemeinsam? Nicht viel, muss man sagen, aber wir wollen mit diesem Test auch keine direkten Vergleiche anstellen, sondern vielmehr einen Überblick über die am Markt erhältlichen Außenborder mit überprüften Leistungsdaten geben. Ein Gegenüberstellung von Motoren ähnlicher Leistungsklassen ist natürlich trotzdem zulässig, wobei unsere Tests ergeben haben, dass die Leistungen sehr eng beisammen liegen und mal der eine, mal der andere Motor die Nase vorne hat.
Ebenso schwierig ist der direkte Preisvergleich. Gerade in der heißumkämpften 1.000-Watt-Klasse sollte man unbedingt berücksichtigen, dass man für die günstigen Motoren – im Unterschied zu den Modellen mit integriertem Akku – auch noch eine Batterie braucht. Wählt man da einen gleich großen Lithium-Akku, schrumpft der vermeintliche Preisvorteil merklich.
Interessant ist, dass zunehmend alternative Lademöglichkeiten Einzug halten. Sowohl Spirit als auch Travel können mit Sonnenenergie geladen werden, was vor allem für Bojenlieger ein unschlagbarer Vorteil ist. Die Evo Modelle von E-Propulsion verfügen auch über eine Rekuperationsfunktion. Sie dürfte in der Praxis allerdings eine untergeordnete Rolle spielen, da man dafür konstant mit relativ hoher Geschwindigkeit segeln müsste, um nennenswerte Energie zu erzeugen. Segelt man fünf Knoten schnell, wird der Akku laut Herstellerangaben mit rund 50 Watt geladen.
Geschwindigkeit
Für den Speedtest wurde jeder Motor auf dem Test-Schlauchboot montiert und mit einem Zangenstrommesser die Stromstärke in Ampere sowie die Geschwindigkeit per GPS gemessen. Bei Motoren mit Bordcomputer wurde die Leistungsaufnahme in Watt abgelesen. Da die Leistung von Elektromotoren üblicherweise in Watt angegeben wird, haben wir die Ampere in weiterer Folge umgerechnet.
Ursprünglich wollten wir alle Außenborder auch auf einem 22 Fuß langen Segelboot testen, der niedrige Wasserstand am Neusiedler See machte das aber unmöglich, da es immer wieder zu Grundberührungen kam, die die Fahrt verzögerten und die Messungen verfälscht hätten.
Die gemessenen Geschwindigkeiten bewegten sich im Rahmen der Erwartungen. Der leistungsstärkste Motor war naturgemäß auch der schnellste.