Auf einer Wellenlänge
Wenn sich zur Liebe eine gemeinsame Leidenschaft gesellt, stärkt das die Bindung. Judith Duller-Mayrhofer hat mit drei Paaren gesprochen, die sich im nautischen Umfeld kennen gelernt haben und diesen Aspekt auch in ihre Hochzeitsfeierlichkeiten einfließen ließen
Als Urknall bezeichnet Ute Wagner ihr erstes Zusammentreffen mit Eric Monnin im Jahr 2006 am Bodensee. Allerdings ist das nicht im übertragenen, sondern wörtlichen Sinn gemeint, denn es krachte tatsächlich: Beide nahmen an einem Matchrace teil – er als Steuermann einer Mannschaft, die zum engsten Favoritenkreis zählte, sie mit einem reinen Frauenteam – und die österreichischen Mädels gerieten mit den Kerlen aus der Schweiz in der Vorstartphase gehörig aneinander. Mit Vorrang, wohlgemerkt, daher setzte es eine Strafe für Monnin & Co. „Am Ende waren sie trotzdem vor uns im Ziel“, erinnert sich Wagner, „aber die Situation sorgt immer noch für Lacher und Diskussionsstoff.“
Dass aus der Kollision Liebe werden würde, war damals nicht abzusehen. Aber man freundete sich an und hielt über Jahre losen Kontakt. „Wir haben immer wieder telefoniert und ich konnte mich mit allen Fragen zum Thema Segeln an ihn wenden“, beschreibt die Tirolerin, die nach intensiver Regattatätigkeit auf der Europe das Matchrace- und Bigboat-Segeln für sich entdeckt hatte, diese Phase der Beziehung. Und: „Er hat mich stets auf Augenhöhe behandelt und unterstützt.“ Was keinesfalls als Selbstverständlichkeit zu werten ist, denn Eric Monnin spielte und spielt in der Oberliga des Segelsports. Er holte in unterschiedlichen Bootsklassen Welt- und Europameistertitel, führte die Matchrace-Weltrangliste an und entwickelte gemeinsam mit einem befreundeten Bootsbauer den foilenden Monohull Gonet, der für Aufsehen in der Fachwelt sorgte.
Erst 2019 flogen die Funken, seither sind die beiden ein Paar. „Ich glaube wir schätzen aneinander sehr ähnliche Dinge“, denkt sie laut, „zum Beispiel Humor, gute Diskussionskultur und gegenseitige Wertschätzung.“ Beruflich gibt es keine Berührungspunkte – er ist promovierter Physiker und arbeitet als Projektmanager bei einem internationalen Unternehmen, das digitale Mikrosensoren und -systeme herstellt, sie selbständige Physiotherapeutin und Osteopathin –, am Wasser machen sie hingegen gemeinsame Sache. Ute Wagner, die das seglerische Handwerk am Achensee erlernt hat und 2021 in Berlin Yngling-Vizeweltmeisterin wurde, ist fixer Teil seiner Matchrace-Truppe, wo sie Großschot oder Traveller bedient. Als Duo gewannen sie die „5 Jours du Léman“, einen 120 Stunden dauernden Marathon über den Genfersee. Wagner stand damit bei dieser Regatta, die seit 1993 ausgetragen und immer in Zweier-Teams auf Surprise-Yachten gesegelt wird, als erste Österreicherin und zweite Frau überhaupt ganz oben am Treppchen.
In der Silvesternacht 2019/20 machte er ihr einen Heiratsantrag. „Wir waren kurz nach dem Jahreswechsel auf der Terrasse einer Berghütte und bei seiner Frage ist allen Ernstes eine Sternschnuppe vom Himmel gefallen“, schildert Wagner die Situation, die romantischer nicht hätte sein können, „ich war so überrascht und berührt, dass ich ganz vergessen habe, Ja zu sagen.“