„Bei mir sollen die Fäden zusammenlaufen.“
Dieter Schneider ist der neue Präsident des Österreichischen Segel-Verbands. Mit Judith Duller-Mayrhofer sprach er im Interview über Motive, Ziele und klare Signale
Yachtrevue: Wie wird man eigentlich OeSV-Präsident?
Dieter Schneider: In meinem Fall wurde ich vor mehr als einem Jahr vom damaligen Präsidenten Herbert Houf angesprochen und gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, sein Nachfolger zu werden. Ich habe mir zunächst einen Eindruck verschafft, was diese Position alles umfasst, dann zugesagt und zunächst als Vizepräsident fungiert. Mit meiner Wahl zum Präsidenten bei der Generalversammlung am 2. April ist dieser gut vorbereitete Weg abgeschlossen.
YR: Sie sind erfolgreicher Unternehmer, begeisterter Lago26-Segler und Vater von zwei Söhnen, also ein vielbeschäftigter Mann. Was motiviert Sie, auch noch die Aufgaben des OeSV-Präsidenten zu übernehmen?
Schneider: Ich brenne für das Segeln, nehme gerne neue Herausforderungen an und bin davon überzeugt, dass ich für diese Position gut geeignet bin.
YR: Warum gut geeignet?
Schneider: Ich war nie in einem Kader, bin kein Spitzensegler und nie in einem Optimisten gesessen. Aber ich habe eine rasche Auffassungsgabe, bin hartnäckig, gut vernetzt, unternehmerisch veranlagt und arbeite sehr strukturiert. Ich kann begeistern und lasse mich begeistern. Und dass ich große Unternehmen geführt habe, schadet sicher auch nicht.
YR: Wie würden Sie denn Ihren Führungsstil beschreiben?
Schneider: Partizipativ. Ich möchte, dass sich die Präsidiumsmitglieder, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiv einbringen und traue ihnen auch zu, Verantwortung zu übernehmen. Bei mir sollen die Fäden zusammenlaufen und ich repräsentiere den Verband natürlich nach außen. Aber nach innen braucht es eine arbeitsteilige und teamorientierte Herangehensweise. Das habe ich immer so gehandhabt und war damit auch immer erfolgreich. Ich bin kein Autokrat oder Patriarch, sondern glaube an die Kraft der Gruppe.
YR: Wo gibt es Ihrer Meinung nach den größten Handlungsbedarf?
Schneider: Ich möchte zunächst betonen, dass mein Vorgänger Herbert Houf eine ausgezeichnete finanzielle und strukturelle Basis im Verband geschaffen hat, auf der ich jetzt aufbauen kann. Die finanzielle Stabilität gilt es zu erhalten und auszubauen, das heißt, wir werden versuchen, neben den Mitgliedsbeiträgen und Geldern aus öffentlicher Hand zusätzliche Quellen zu erschließen. Damit sind nicht nur klassische Sponsoren gemeint, sondern auch Kooperationen oder so etwas wie ein Mäzenatentum. Da sollten wir beweglicher und kreativer werden.
YR: Und was steht inhaltlich ganz oben auf Ihrer Prioritätenliste?
Schneider: Die Jugendarbeit. Wir müssen den Nachwuchs für den Segelsport begeistern, und zwar sowohl in der Breite als auch in der Spitze. Das wird aus unterschiedlichen Gründen immer schwieriger und ist auch Aufgabe der Clubs. Diese gilt es dabei aktiv und auf vielfältige Weise zu unterstützen. Die erste Präsidiumssitzung unter meiner Führung wird während der Osterwoche in Portoroz stattfinden, also dort, wo die österreichische Jugend traditionell die Segelsaison eröffnet. Das ist kein Zufall, sondern ein bewusstes Signal.