Porträt Hubert Ober
Der Vorarlberger machte das von seinem Vater gegründete Yachtelektronik-Unternehmen weit über die Grenzen hinaus bekannt – und sprang dem Tod mehrfach von der Schippe
Ein Familienbetrieb im besten Sinne, mit einer Basis, die 1929 von Josef Ober gelegt wurde. Der gelernte Wagen- und Karosseriebauer war ebenso fleißig wie einfallsreich und produzierte technische Holzartikel für die Vorarlberger Textilindustrie sowie Einzelanfertigungen von Autobussen und Lastkraftwagen. Sein Sohn Werner war mindestens ebenso einfallsreich, baute er doch den ersten Kunststoffschi mit durchgehenden Stahlkanten und entwickelte dafür spezielle Maschinen. Gemeinsam mit seiner Frau Frieda erwarb er jenes schmucke Haus in Lustenau, das bis heute als Firmensitz dient. Werner Ober besaß eindeutig den richtigen Riecher. Der leidenschaftliche Segler erkannte das Potenzial von elektrischen Autopiloten, gründete 1974 eine Firma für Yachtelektronik und übernahm den Vertrieb der Marke Autohelm, die ab 1990 unter Raymarine lief. Ober schrieb eine Erfolgsgeschichte: Sein Unternehmen entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einer Art Kompetenz-Zentrum, in dem nicht nur importiert und gehandelt, sondern vor allem beraten, gewartet und repariert wurde; alles mit großem Sachverstand und noch größerem Engagement. Das Motto lautete: Verkaufen kann jeder, der Unterschied liegt im Service. Genau damit erwarb sich Werner Ober einen Ruf weit über die Grenzen des Landes hinaus. Als er 1996 in den wohlverdienten Ruhestand ging, konnte er sein Lebenswerk in beste Hände übergeben. Seine Söhne Hubert und Manfred, beide mit der Materie bestens vertraut, blieben dem väterlichen Leitsatz treu, bauten das Unternehmen mit Umsicht aus und ließen die Umsatzzahlen weiter in die Höhe schnellen. Ober Yachtelektronik ist heute nicht nur der älteste Raymarine-Distributor der Welt, sondern der mit Abstand größte Raymarine-Händler im deutschsprachigen Raum; in Summe hat man über 8.000 Autopiloten, mehr als 20.000 Instrumente sowie rund eine halbe Million Meter Kabeln ausgeliefert. Das umfangreiche Archiv, das auch das Zeug zu einem Museum für Yachtelektronik hätte, ist legendär, ebenso wie die Bereitschaft der Obers zu kniffligen Basteleien, auch an alten Geräte. Trotz dieser Haltung, die geradezu altmodisch anmutet, hat man nie den Anschluss an die Moderne verloren und sich stets auf dem neuesten Stand gehalten. Das Know-How der Brüder Ober ist einzigartig in Europa. Lassen sich in der Firmenzentrale von Raymarine verzwickte Fragen nicht lösen, wird mit Vorliebe von England nach Österreich telefoniert …
Blitz aus heiterem Himmel
Dass Hubert Ober beim ersten Klingeln abheben und fachkundig Auskunft geben kann, kommt allerdings einem Wunder gleich. Im März 2011, während des Standaufbaus für die Bootsmesse in Tulln, erlitt er im Alter von 50 Jahren und ohne jede Vorankündigung einen gesundheitlichen Zusammenbruch mit schwerwiegenden Atemproblemen, dem die Ärzte erst spät und nach mehreren Fehldiagnosen das Etikett „Vaskulitis“ verleihen konnten. Dabei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der unter anderem die Lunge nicht mehr mit Sauerstoff versorgt wird. Schlimm genug; schlimmer noch, dass sich Komplikationen am laufenden Band dazu gesellten.