X4: Zurück zum Ursprung
Die dänische Werft besinnt sich mit der neuen X-Linie seiner Wurzeln und belebt das Konzept des Performance-Cruisers in seiner klassischen Form wieder
Die Werft aus dem dänischen Haderslev steht seit ihren Anfängen im Jahr 1979 für qualitativ hochwertigen Bootsbau. Vorbildliche Verarbeitung gepaart mit leistungsorientierten IOR-Rümpfen begründete in den Achtzigern den Ruf von X-Yachts als erste Adresse für die regattaorientierte Klientel. Das unerwartet rege Interesse von Fahrtenseglern an den schnellen X-Yachten führte zur Entwicklung des damals noch unbekannten Konzepts Performance-Cruiser. Der Kompromiss aus Regatta- und Fahrtenyacht wurde schließlich zum Synonym für Yachten à la X-412, einer Linie, die insgesamt neun Modelle umfasste. Parallel dazu bediente man den Grand-Prix-Regattasport mit der IMX-38 und der 2002 erschienenen IMX-45, die die Dominanz von X-Yachts auf den Regattabahnen prolongierte.
Im Jahr 2003 kam eine neue Generation von Performance-Cruisern auf den Markt, beginnend mit der X-43. Für den reinen Regattabereich schuf man in diesen Jahren die One-Design-Modelle X-35 und X-41.
Eine Zäsur in der Geschichte der Werft stellte der Einstieg in die Blauwasserszene im Jahr 2008 dar. Niels Jeppesen, Miteigner und Konstrukteur, nahm die Herausforderung selbstbewusst in Angriff: Er verzichtete auf das Mittelcockpit, das die führenden Hersteller damals anboten, und brachte mit der Xc 45 eine Blauwasseryacht mit Achtercockpit auf den Markt. Ein genialer Schachzug, wie sich herausstellen sollte. Die 45 siegte auf Anhieb bei der Wahl zu Europas Yachten des Jahres, die Xc 38 tat es ihr zwei Jahre später gleich. Mittlerweile umfasst die Xc-Reihe fünf Yachten zwischen 35 und 50 Fuß, die über 50 Prozent des Umsatzes der Werft einspielen – beachtlich, wenn man bedenkt, dass der Name X nach wie vor als Synonym für leistungsorientierte Yachten gilt.
Die sportliche Regattaklientel bedient man seit dem Jahr 2010 mit der neu entwickelten Xp-Linie. Die sogenannte Performance-Linie, die wahlweise ORC oder IRC optimiert ist, verzichtet im Inneren weitgehend auf Holz; das teilweise aus GfK bestehende Mobiliar ist leicht und unterstützt die Karbon-Bodengruppe bei der Aussteifung des Rumpfes. Behagliche Wohnlichkeit ist eher rudimentär ausgeprägt.
Lückenfüller
Die klare Trennung des Angebotes in Langfahrt- und Regattayachten schuf nach Ansicht Niels Jeppesens Raum für die neue X-Linie, also Performance-Cruiser im klassischen Sinn – zurück zum Ursprung quasi. Der Einstieg erfolgte auf hohem Niveau. Das erste Modell, die 19 Meter lange X6, lief im Frühjahr vom Stapel, das erste für eine breite Klientel konzipierte Boot, die X4 (12,5 m), folgte im Sommer. Die Ziele sind seitens der Werft hochgesteckt. Die Yacht soll Cruising- und Regattabedürfnisse befriedigen, daher galt es folgende Aspekte zu berücksichtigen: Die X4 soll bei Leicht- und Starkwindbedingungen überzeugen, mehr Gewicht vertragen als die Xp und komfortabel durch raues Wasser segeln. Forderungen, die nur durch ein völlig neues Rumpfdesign umsetzbar waren. Die Unterschiede im Detail: Die Yachten der Xp-Reihe haben einen sehr schlanken Bug mit flachem U-Spant, jener der X4 ist vergleichsweise voluminös und hat einen tiefen U-Spant. Im Gegensatz dazu ist bei der für Langfahrt konzipierten Xc-Reihe das Unterwasser im Vorschiffsbereich annähernd V-förmig konzipiert – für noch weicheres Einsetzen in Wellen.