Auf leisen Sohlen
Heike und Michael Köhler haben mit Silent-Yachts die Solarenergie aufs Wasser gebracht und besetzen damit eine Nische, die mehr denn je dem Zeitgeist entspricht
Magdalensberg ist ein idyllischer Flecken nahe Klagenfurt. Fichten- und Buchenwälder, Ackerland, weite Wiesen. Hier, so vermutet der Besucher, könnten Holzmöbel fabriziert werden, Schafwolldecken oder Bio-Käse. Dass in dem schmucken Einfamilienhaus, das auf einer dieser weiten Wiesen steht, die Kommandozentrale eines innovativen Yachtunternehmens untergebracht ist, vermutet man eher nicht. Ist aber so. Das Haus gehört Heike und Michael Köhler, die darin sowohl wohnen als auch arbeiten. Die beiden haben sich in der Nautikszene einen Namen als Pioniere im Bereich der Solarenergie gemacht. Auf ihr Konto geht die Solarwave 46, der erste hochseetaugliche Katamaran, der komplett auf die Kraft der Sonne setzte und dessen Motoren sowie sämtliche Verbraucher mit Solarstrom liefen. Ab 2010 bereisten die Köhlers damit Gewässer in ganz Europa, von Rhein, Main und Donau bis zu Ägäis und Schwarzem Meer. Sie nahmen Gäste, manchmal auch Journalisten an Bord, erklärten und lebten ihr Konzept, sammelten Erfahrungen mit unterschiedlichen Umgebungs- und Witterungsbedingungen und zogen daraus ihre Schlüsse. Vor vier Jahren gründeten die beiden die Firma Silent-Yachts, können heute millionenteure High-End-Solarkatamarane zwischen 44 und 80 Fuß anbieten und Kunden in aller Welt damit beliefern. Vom idyllischen Magdalensberg aus.
Mastermind hinter dieser erstaunlichen Erfolgsgeschichte ist Michael Köhler. Groß gewachsener Mittfünziger, eloquent, dem Gesprächspartner ganz zugewandt, überzeugend. Köhler ist weder Techniker noch Ingenieur, sondern studierter Jurist, der unter anderem bei der Post- und Telegrafenverwaltung gearbeitet und Liegenschaften verkauft hat. Aber er kann sich in ein Problem verbeißen, wenn er davon überzeugt ist, dass es bessere Lösungen als die bislang vorliegenden gibt. Der Energiehaushalt an Bord einer Yacht ist so ein Problem. „Heutzutage braucht alles Strom“, bringt es Köhler, der als Segler viel Zeit auf dem Wasser verbracht hat, auf den Punkt, „vom Kühlschrank bis zum Fön. Zusätzlich wollen Smartphone, Laptop, iBook und Kamera ständig aufgeladen werden. Um das System am Laufen zu halten, muss man entweder in die Marina oder den Generator starten. Dann produziert man jede Menge Lärm, Vibrationen und Gestank, nur um kaltes Bier trinken zu können. Das ist absurd.“
Über den Tellerrand
Abhilfe versprach sich Köhler von der Solarenergie. Der Perfektionist beschäftigte sich bereits um die Jahrtausendwende intensiv mit dem Thema, las, was es zu lesen gab, fragte Fachleuten Löcher in den Bauch, lernte aus eigenen Fehlern und jenen der anderen.