Führungswechsel bei den MOD70
Yann Guichard gewinnt die zweite Etappe und rückt an die Spitze des Klassements
Nach einem spannenden Rennen hat die französische „Spindrift racing“ mit Skipper Yann Guichard die zweite Etappe der MOD70 Europatour gewonnen und damit die Gesamtführung übernommen. Landsmann Michel Desjoyeaux auf FONCIA musste sich auf dem Teilstück von Dùn Laoghaire bei Dublin/Irland nach Cascais/Portugal um 49 Minuten und 13 Sekunden geschlagen geben und fiel mit 121 Punkten hinter den neuen Spitzenreiter auf Platz zwei zurück. Platz drei ging nur sechs Minuten und 33 Sekunden später an die wiedererstarkte „Musandam-Oman Sail“ unter Führung von Sidney Gavignet, der zwischendurch sogar auf Platz eins gelegen hatte. Im Gesamtklassement rückten der Franzose und sein multinationales Team mit 93 Zählern auf Rang vier vor, 13 Punkte hinter Sébastien Josses „Groupe Edmond de Rothschild“ (ebenfalls Frankreich). Schlusslicht der Etappe und auch insgesamt Fünfter: Stève Ravussin mit der Schweizer „Race for Water“ (90). Heutegeht es mit Stadtrennen in Cascais weiter. Die Ende August in Kiel gestartete MOD70 Europatour endet am 2. Oktober in Genua/Italien.
Mit einer gesegelten Zeit von zwei Tagen, 15 Stunden, 37 Minuten und 36 Sekunden schaffte die Siegerin auf dem 975-Seemeilen-Kurs, bei dem die Regattaleitung auf eine ursprünglich vorgesehene, zusätzliche „Schleife“ vor Portugal verzichtete, eine theoretische Durchschnittsgeschwindigkeit von 15,25 Knoten. Bedingt durch Kreuzstrecken gegen und mit dem Wind legte die „Spindrift racing“ jedoch real eine Strecke von 1.112 Seemeilen, das waren sogar 17,47 Knoten im Schnitt. Das Team um den Mehrrumpfspezialisten Guichard, der bei der America’s Cup-Weltserie auf dem französischen AC45-Katamaran des Team Energy aktiv ist, hatte das Feld um den legendären Felsen Fastnet Rock im Süden Irlands angeführt, musste die Spitzenposition jedoch mehrfach zurückerobern.
„Puh, das war wieder ein knappes Rennen, super-spannend am Ende“, so ein erleichterter Guichard, „die Bedingungen waren derart wechselhaft, dass die Etappe fast genauso hart wurde, wie die erste von Kiel aus.“ Binnen weniger Sekunden sei der Wind vor dem Ziel eingeschlafen, „und wir von 30 auf nur noch zwei Knoten Bootsspeed abgefallen“. Die sechsköpfige Crew sei ziemlich erschlagen, denn es habe unterwegs kaum Schlaf gegeben. Guichard: „Es ist einfach zu eng zwischen diesen baugleichen Booten, um sich zur Ruhe zu legen. Ständig waren Manöver fällig, zu denen wir alle Mann an Deck brauchen.“ Aber der hohe Einsatz wurde auch belohnt. „In der letzten Nacht auf See hatten wir die ‚FONCIA‘ schon abgehakt“, berichtete der Skipper weiter, „dachten niemals, sie noch zu kriegen. Als sie dann am Horizont auftauchte, sind wir nach Osten weggehalst und haben auf den erwarteten Nordwind gehofft. Der hat uns dann nach vorne katapultiert.“
Nach der unterwegs mehrmals eroberten Führung war der Skipper der „FONCIA“ vom Ausgang entsprechend enttäuscht. „Bis zur Landspitze vor Cascais lief alles nach Plan“, erklärte Michel Desjoyeaux, „wir wollten gerade die Segel wechseln, als der Wind verrücktspielte. Es war nicht nur flau, sondern drehte auch noch stark – ganz anders als vorhergesagt.“ Über einige Stunden blieben die Franzosen in starker Meeresströmung nahezu auf der Stelle liegen und musste mit ansehen, wie die Verfolger sowohl von hinten aufkamen, als auch um sie herum vorbeizogen. Desjoyeaux: „Wir sind danach sogar in der Bucht noch einmal nach vorn gekommen und haben wirklich bis zuletzt um jeden Meter hart gekämpft.“ Abgesehen von einem kleinen Ruderschaden habe es keine technischen Probleme gegeben.
Mit gemischten Gefühlen bewertete Sidney Gavignet das Abschneiden der „Musandam-Oman Sail“. „Unterm Strich sind wir schon froh mit dem dritten Rang, denn er hat gezeigt, dass wir in dem Klasse-Feld voll mitmischen können“, sagte der Skipper, „aber wer die Führung inne hatte, kann nicht zufrieden sein, wenn er sie wieder abgeben musste.“ Ausschlaggebend sei die Außenposition vor der Küste Portugals gewesen. „Dichter unter Land war der Wind letztlich stärker“, erläuterte der Franzose, „aber das war nicht von vornherein klar. Wir haben die taktisch schlechtere Variante gewählt.“ Am Ende hätte es gerne zumindest der zweite Rang werden können, aber die „FONCIA“ schien bei leichter Brise schlicht schneller. Gavignet: „Sie steuert unter Gennaker etwas höher zum Wind als wir anderen. Außerdem haben wir Schwierigkeiten mit den Latten im Großsegel, was sich bei Leichtwind besonders negativ bemerkbar macht.“ Aber die Lernkurse seiner internationalen Crew zeige weiter steil nach oben, was ihn für den weiteren Verlauf der MOD70 Europatour optimistisch mache.
Die MOD70 Europatour wird nun mit dreitägigen City Races in Cascais fortgesetzt. Am 17. September folgt ein rund 24-stündiges Rennen „Rund Portugal“, mit Start- und Zielhafen Cascais, das wie eine Hochseeetappe gewertet wird. Am 20. September geht es weiter nach Marseille in Frankreich, ehe Ende September das Finale nach Genua gestartet wird.
MOD70 Europatour
2. Etappe von Dùn Laoghaire/Irland nach Cascais/Portugal
1. Spindrift racing (Yann Guichard/Frankreich) 2 Tage, 15 Stunden, 37 Minuten, 36 Sek., 50 Punkte
2. FONCIA (Michel Desjoyeaux/Frankreich) 49 Minuten, 13 Sekunden zurück, 46
3. Musandam-Oman Sail (Sidney Gavignet/Frankreich) 55 Minuten, 46 Sekunden zurück, 42
4. Groupe Edmond de Rothschild (Sébastien Josse/Frankreich) eine Stunde zurück, 38
5. Race for Water (Stève Ravussin/Schweiz) eine Stunde, 15 Minuten, 54 Sekunden zurück 34
Gesamtstand nach der zweiten von fünf Etappen
(Betfair City Race Kiel/1. Etappe+Bonuspunkte/Dublin City Race/2. Etappe+Bonus)
1. Yann Guichard/Spindrift racing (Frankreich, 11/46+1/12/50+2) 122 Punkte
2. Michel Desjoyeaux/FONCIA (Frankreich, 12/50+3/10/46) 121
3. Sébastien Josse/Groupe Edmond de Rothschild (Frankreich, 10/42+2/11/38+3) 106
4. Sidney Gavignet/Musandam-Oman Sail (Oman, 9/34/8/42) 93
5. Stève Ravussin/Race for Water (Schweiz, 8/38/9/34+1) 90