Russel Coutts im Interview
In Hamburg beantwortete der Meister Fragen zu RC44 und Americas Cup
Bei der Jahrespressekonferenz der RC44-Klasse in Hamburg, bei der das Team Austria um Christian Binder und Renée Mangold erstmals vor internationalen Journalisten auftrat (und dabei sehr gute Figur machte), war natürlich auch Russell Coutts dabei und stellte sich den Fragen der anwesenden Pressevertreter. Hier ein Auszug aus seinen Antworten:
Die Championstour der RC44 scheint sich trotz der schwierigen Wirtschaftslage weiterhin gut zu entwickeln, 2009 werden einige neue Teams antreten, die Sponsoren halten die Treue. Was hat die RC44, was andere nicht haben?
Wir sind leistbar. Ein Boot kostet 395.000 Euro, was relativ gesehen ein leistbarer Betrag ist, und, noch wichtiger aus meiner Sicht, es bleibt für mindestens zehn Jahre konkurrenzfähig. In anderen Klassen hat man schon nach einer Saison ein „altes“ Boot, mit dem man weder gewinnen noch es vernünftig verkaufen kann. Unser Prinzip des konsequenten Einheitsdesign und das intensive Service der Klassenvereinigung für Eigner und Teams hat sich bezahlt gemacht.
Heuer gibt es ein österreichisches Team und mit dem Traunsee wie im Vorjahr auch einen Tourstopp in Österreich. Wie schaut es mit Deutschland aus? Mit Markus Wieser ist ja zumindest ein Skipper aus Deutschland dabei, auch wenn er für Dubai startet.
Bislang gibt es keine Bewerbung aus Deutschland, obwohl Kiel natürlich eine sehr attraktive Location wäre. Die Entscheidung treffe aber nicht ich, sondern die Gemeinschaft der Eigner.
Sehr demokratisch! Apropos Demokratie: Wie beurteilen Sie den Stand der Dinge in Sachen America’s Cup?
Alinghi blockiert jede Entwicklung. Wir haben 15 verschiedene Personen als Mediatoren für eine Konfliktlösung vorgeschlagen – alle abgelehnt. Und kein eigener Vorschlag. Alinghi strebt die Alleinherrschaft über den Cup an, aber das dürfen und werden wir nicht zulassen. Es liegt in der Natur dieser Veranstaltung, dass der Verteidiger viele Vorteile hat, aber ein paar stehen dem Herausforderer auch zu und darum werden wir weiter kämpfen.
Ist die Stiftungsurkunde von 1887 womöglich nicht mehr zeitgemäß? Soll man sie modernisieren?
Brauchen wir das? Der America's Cup ist mehr als 150 Jahre alt. Die Gefahr, ihm durch grobe Veränderung des Regelwerks seine ganz spezielle Magie zu nehmen, ist meiner Meinung nach sehr groß.
Haben Sie überhaupt noch Spaß am Cup?
Zum Teil nein, zum Teil ja. Natürlich bin ich über die aktuelle Situation nicht glücklich. Aber die Louis Vuitton Pacific Serie vor Auckland hat richtig Spaß gemacht. Das war ein Aha-Erlebnis: Es könnte so simpel sein – und trotzdem erfolgreich.