Rache ist süß
Sydney-Hobart: Sieg für Neville Crichton auf Alfa Romeo, Wild Oats geschlagen
Die 65. Auflage des traditionellen Races von Sydney nach Hobart ging an das neuseeländische Team rund um Neville Crichton, der die Regatta bereits 2002 gewonnen hatte. Die Alfa Romeo segelte nach zwei Tagen und neun Stunden als erste Yacht über die Linie und wies damit Vorjahressieger und Lieblingskonkurrent Wild Oats in die Schranken. Rekordzeit war das allerdings keine, über die darf sich nach wie vor Weinhändler Bob Oatley freuen …
Ausführlicher wie folgt:
Mit einem taktisch hervorragenden Rennen hat sich der Neuseeländer Neville Crichton mit seiner "Alfa Romeo", einem 100 Fuß langen Reichel/Pugh-Design, nach 2002 seinen zweiten Sieg beim Rolex Sydney Hobart Yacht Race 2009 gesichert. In den wechselhaften Bedingungen, die zwischen 25 Knoten Wind und einer ruppigen See sowie einer schwachwindigen Phase in der sonst stürmischen Bass-Strait schwankten, benötigte Crichton zwei Tage, neun Stunden, zwei Minuten und zehn Sekunden für den 628 Seemeilen langen Kurs vom Sydney Harbour nach Tasmanien. Der Tattersalls Cup für den Sieg über alles nach berechneter Zeit ging an den Australier Andrew Saies mit seiner "Two True". Die Beneteau First 40 erreichte als 41. Yacht nach drei Tagen, 23 Stunden, 49 Minuten und drei Sekunden das Ziel.
Den Streckenrekord von Bob Oatley (Australien) mit seiner "Wild Oats XI", ebenfalls eine Reichel/Pugh 100, verfehlte Neville Crichton zwar deutlich, aber immerhin gelang es ihm, die Siegesserie von vier Erfolge in Folge des Konkurrenten zu durchbrechen, der beim Zieldurchgang der "Alfa Romeo" 17 Seemeilen zurücklag und schließlich zwei Stunden und drei Minuten später die Ziellinie kreuzte. Die drittschnellste Yacht war die britische "ICAP Leopard" (Mike Slade), ein 100 Fuß Farr-Design, weitere fünf Stunden und 40 Minuten zurück.
"Alfa Romeo" führte das Feld der 100 Yachten bereits kurz nach dem Start an einem ungewöhnlich nassen und kalten Zweiten Weihnachtstag in Sydney an und gab diese Führung mit gutem Speed, einer starken Crew-Leistung und taktischem Geschick nicht mehr ab. Die Befürchtungen, auf den letzten elf Meilen im schwachen Wind den River Derwent nach Hobart hinauf noch von der Konkurrenz abgefangen zu werden, erwiesen sich als unbegründet. Kurz nach 22 Uhr am 28. Dezember hörte die "Alfa"-Crew den Böllerschuss für den Zieldurchgang der schnellsten Yacht und wurde von mehreren hundert Fans begeistert empfangen. "Es ist fantastisch und die Begrüßung hier in Hobart ist einfach unglaublich", sagte Crichton, der seine Crew, die jeweils zur Hälfte aus Neuseeländern und Australiern besteht, lobte: "Die 22 Jungs sind die beste Crew der Welt. Die zwei Tage die Küste hinunter waren harte Arbeit. Die Kerle haben einen Höllen-Job gemacht und es war ein sehr, sehr starkes Rennen."
Auf die Frage, ob es ein besonderer Triumph über die "Wild Oats" sei, nachdem diese ihn 2005 knapp geschlagen hatte, sagte Crichton: "Jeder Sieg ist ein schöner Sieg. Aber es hat mich vier Jahre gekostet, um nach der Niederlage zurückzukommen, daher ist es umso schöner. Das Rolex Sydney Hobart Rennen zu gewinnen, ist ohnehin das Größte im Ocean-Racing."
Mark Richards von der "Wild Oats" musste den Sieg der Konkurrentin anerkennen. "In der ersten Nacht waren sie nur ein Stück voraus, und am nächsten Morgen lagen wir gemeinsam in einem Flautenloch. Sie kamen als erste raus. Und bevor wir überhaupt wussten, was los war, hatten sie bereits 30 Seemeilen zwischen uns gelegt." Auch Mike Slade von der "ICAP Leopard", der schnellsten Yacht beim Rolex Fastnet Race 2009, war beeindruckt: "Ich fühle mich ein bisschen wie Napoleon in Waterloo. Es war ein fantastisches und sehr gutes Rennen der ,Alfa' - teuflisch gut."
Bis zum Schluss war die Entscheidung über die wichtigste Trophäe des Rolex Sydney Hobart Yacht Race, den Tattersalls Cup für den Sieger über alles nach IRC-Handicap-Wertung umstritten. Denn während die großen Yachten über weite Strecken des Rennens mit dem schwachen Wind zu kämpfen hatten, wurden die kleinen Schiffe zum Ende hin von einer strammen Brise dem Ziel entgegen gepeitscht. Niklas Zenntroms "Ran", eine Judel/Vrolijk 72, Siegerin über alles beim Rolex Fastnet Race, musste daher alle Chancen auf den Gesamtsieg begraben, obwohl sie bereits als fünfte Yacht Hobart erreicht hatte. Stattdessen jagten die kleinen Yachten die berechnete Siegerzeit.
Saies mit seiner "Two True" wusste nach der Zielankunft am 30. Dezember, dass er sehr gut im Rennen lag, dennoch musste auch er lange um seiner Erfolg zittern. Denn im Ziel erfuhr er, dass die tasmanische Yacht "She's the Culprit" von Todd Leary wegen einer Kollision kurz nach dem Start, durch die sie aufgeben musste, Protest eingereicht hatte. Erst am Silvester-Nachmittag wurde er zum Sieger über alles erklärt. "Es war ein absolutes Hochgefühl, nachdem der Protest zu unseren Gunsten entschieden worden ist", erzählte ein erleichterter Saies, der sich absolut unschuldig an der Kollision fühlte. "Ich bin sehr, sehr glücklich mit dieser Entscheidung der internationalen Jury", so Saies, der ergänzte: "Das Rennen ist eine Kultveranstaltung und jeder australische Yacht-Segler möchte es gewinnen. Ich bin sehr stolz, dass es mir gelungen ist, dieses Lebensziel zu erreichen."