EYOTY – Porträt aller Sieger
European Yacht of the Year 2017 – diese fünf Modelle wurden von der Jury zu den besten ihrer Kategorie gekürt
Chefredakteure oder Testchefs von elf Magazinen. 25 Yachten plus die dazugehörigen Werftteams. Zwei Testdurchgänge vor Cannes sowie La Rochelle. Ehe bei der Wahl zu Europas Yachten des Jahres die Entscheidungen fallen, läuft im Vorfeld ein Monsterprojekt, das heuer zum vierzehnten Mal über die Bühne ging. Im steten Bemühen noch mehr und noch bessere Informationen über die zu testenden Yachten einzuholen, wurden erstmals alle Finalisten mit einem GPS-Tracker der Firma Sentinel Marine Solutions ausgestattet. Dieser zeichnete Geschwindigkeit, Wendewinkel und zurückgelegte Distanzen auf – ein zusätzlicher Input zu den an Bord gewonnenen Erkenntnissen, der im Zuge der Nachbetrachtung interessante Einblicke in Sachen Leistungspotenzial erlaubte. Interessant auch die direkte Konfrontation vergleichbarer Modelle am Wasser sowie die externe Beobachtung sämtlicher Yachten. Das komplettierte den bis dato erhobenen Eindruck und gab weiteren Aufschluss über Krängungswinkel, Formstabilität, Schwimmlage und Verhalten in Wellen.
Einer der Höhepunkte bei den Testungen war ein Starkwindtag vor La Rochelle, an dem es mit rund 20 Knoten Wind wehte. Auf nahezu allen Yachten wurde nach dem Auslaufen der Gennaker gesetzt, etliche bretterten augenblicklich in Gleitfahrt davon, andere verharrten im Verdrängermodus. Eindrucksvolle Unterschiede, die man so unmittelbar nicht alle Tage erlebt. Die Tugend der Gleitfahrt beginnt sich offenbar auch bei biederen Fahrtenyachten durchzusetzen, beispielhaft dafür ist die RM 970. Die höchste aufgezeichnete Geschwindigkeit erzielte übrigens die foilende Easy-To-Fly mit 31 Knoten, danach folgte die Seascape 24 mit 15,3 Knoten.
Wie gewohnt waren 25 Yachten am Start, diesmal aufgeteilt in die Kategorien Fahrtenyachten, Performance-Cruiser, Luxusyachten, Spezial-Yachten und Mehrrumpfboote; Letztere wechselt sich in unregelmäßiger Abfolge mit der Kategorie Blauwasseryachten ab.
Sieger Spezial-Yachten – Seascape 24
Logischer Weg
Die Seascape 24 vereint feines Segeln mit reichlich Lebensraum. In dieser Liga ist das nahezu einmalig, die Slowenin deshalb würdige Siegerin
Die vom französische Konstrukteur Sam Manuard gezeichnete Seasape 24 ist in der Liga der Kleinkreuzer eine Ausnahmeerscheinung. Sie kombiniert tolles Platzangebot unter Deck mit überragender Raumschot-Performance. Letzteres untermauern die Aufzeichnungen des beim Test mitgeführten GPS-Trackers: Bei 18 bis 25 Knoten Wind lag die Höchstgeschwindigkeit unter Gennaker bei 15,3 Knoten, die Durchschnittsgeschwindigkeit über eine Distanz von 500 Metern bei 14,1 Knoten. Bei 12 bis 18 Knoten Wind lagen diese Werte bei 11 und 9,9 Knoten, bei 8 bis 14 Knoten Wind bei 9,8 und 10,4 Knoten. Allesamt beeindruckende Werte, die mit herkömmlichen Kreuzern nicht zu erreichen sind.
Im Gegensatz zur Seascape 18, die sich längenbedingt an der Kreuz schwer tut und über 5,1 Knoten nicht hinauskommt, macht mit der 24er auch das Bergauf-Segeln richtig Spaß. Bei flachem Wasser erzielten wir bei rund 15 Knoten Wind 6,1 Knoten, in der Atlantikwelle sank dieser Wert auf 5,7 bis 5,9 Knoten. Die Geschwindigkeit ist aber nur ein Qualitätsmerkmal. Im Segelalltag sind die hervorstechenden Merkmale bei diesen Bedingungen Gutmütigkeit und Spurstabilität an der Kreuz.
Weitere Features: Serienmäßiges Karbon-Rigg mit stark gepfeiltem Salingpaar, daher kein Achterstag, Doppelruderanlage, Schwenkkiel mit 1,90 m oder 1,10 m Tiefgang, Kajüte mit Platz für vier 1,86 Meter große Personen zum Sitzen und Schlafen. Das Ambiente ist nüchtern, die Variabilität erstaunlich.