Sonnenliegen im Schnee
Februar 2017: die private Monatsbilanz von Roland Duller
Auszeit. Verbringe gezählte 19 Tage am Stück in Bad Kleinkirchheim. Geographisch gesehen ein inneralpines Trockenbecken mit jeder Menge Sonnenschein, aber keiner Flocke Naturschnee. Dafür wissen sie, wie man Kunstschnee herstellt, über grüne Hänge verteilt und bearbeitet. Mir reicht das. Kurve täglich von 9 bis 16 Uhr über pickelharte, perfekt präparierte weiße Bänder und stiefle danach im Finstern mit den Tourenskiern auf den Berg. Genieße die Natur. Und die Absenz von Booten und Menschen, die mit mir über Boote reden wollen. Ich nenne das Purismus. Manche Menschen finden andere Bezeichnungen dafür. Soll sein.
Kontrapunkt. Besuch der boot in Düsseldorf, wie jedes Jahr, Gespräche mit Werftchefs, Importeuren und Kollegen, Pressekonferenzen, EYOTY-Wahl. Bin paralysiert von der Entwicklung im Yachtsport: Manche Werften stellen nur noch Yachten über 40 Fuß aus, die neuen Flaggschiffe sind allesamt um 60 Fuß lang. Zentrales Thema scheinen Anzahl und Art der Sonnenliegen zu sein. Motto: Je mehr desto besser. Sogar in BKK stehen sie auf den Bergstationen herum, fällt mir ein, und das im Hochwinter. Warum sind Sonnenliegen für unsere Gesellschaft so wichtig, frage ich mich. Werde beim nächsten Gipfelsturm darüber nachdenken.