Paradies mit Ablaufdatum
Die San-Blas-Inseln sind ein ebenso außergewöhnliches wie anspruchsvolles Revier. Der Weltumsegler Florian Zeh hat ein halbes Jahr in dem Archipel verbracht und ihn in allen Facetten kennen gelernt
Das Wichtigste vorweg: Wer mit den üblichen Seekarten – von Navionics bis OpenCPN – zu den San-Blas-Inseln kommt, hat gute Chancen sein Schiff zu verlieren. Jedes Jahr müssen ein Dutzend Segler ihre Reise vorzeitig und unfreiwillig beenden, weil sie auf einem der tausend Riffe des Archipels gelandet sind. Die einzigen sinnvollen Seekarten finden sich in „The Panama Cruising Guide“ von Eric Bauhaus, es gibt sie auch in elektronischer Form als CM93 Karten für Open CPN. Wir haben unsere Navionics Platinum+ Seekarten parallel zu den Bauhaus-Karten laufen lassen – mit erschreckenden Ergebnissen. Es wäre wirklich besser, wenn Navionics diesen Bereich einfach weiß lassen würde. Durch die eingezeichneten Inseln wird der Eindruck vermittelt, dass man die Karten für die Navigation verwenden kann. Und das kann man definitiv nicht: Laut Navionics sind wir vielfach über Land gesegelt … Am besten man dreht ab oder sieht zumindest nicht hin, denn diese Pseudo-Informationen verunsichern enorm.
Nun zu den Fakten. Der San-Blas-Archipel besteht aus über 340 Inseln, liegt vor der Nordküste Panamas und gehört zum Territorium Guna Yala, dem autonomen Gebiet der Guna-Indianer (siehe auch Kasten). Auch der Begriff Kuna ist für diese indigene Ethnie gebräuchlich; die Bevölkerung selbst kennt nur einen Laut für K oder G, der für mein Ohr eindeutig nach G klingt. Schätzungsweise zehn Prozent der Inseln werden von den Gunas bewohnt. Sie sind nach den Pygmäen das zweitkleinste Volk der Welt; umso erstaunlicher ist es, dass Basketball und Volleyball zu den beliebtesten Sportarten zählen, in denen sie sogar eigene Meisterschaften austragen.
Die Gunas leben zwischen zwei Welten. Einerseits sind sie sehr auf ihre Traditionen bedacht, andererseits haben vielen Errungenschaften der Moderne Einzug in ihre traditionellen Bambushütten gehalten. Allerorts sind Flachbildfernseher zu sehen, das Smartphone ist allgegenwärtig. Der dafür nötige Strom wird über Mini-Solaranlagen gewonnen.
Leben ohne Hast
Der Alltag verläuft sehr einfach und wird vom Sonnenlicht strukturiert. Bei Tagesanbruch fahren die Gunas mit dem Einbaum, Ulu genannt, zu den bewirtschafteten Flächen am Festland. Dort kümmern sie sich um das angebaute Obst und Gemüse oder gehen fischen. Um die Mittagszeit ist die Arbeit erledigt, dann liegen die Menschen in ihren Hängematten, rasten oder widmen sich der Familie.