Astus 20.5
Die Trimarane des französischen Herstellers wirkten früher ein wenig altbacken. Das hat sich grundlegend geändert, wie die Astus 20.5 beweist
Jean-Hubert Pommois gründete Astusboats vor 16 Jahren. Er wollte gut segelnde, trailerbare, preiswerte Trimarane mit kleiner Kajüte bauen und dieses Ziel hatte er erreicht. 2005 lief mit der Astus 20.1 das erste Modell vom Stapel, das sich 73 Mal verkaufte. 2009 wurde es vom 20.2 abgelöst, der mit großer oder kleiner Kajüte erhältlich war. 120 Einheiten gingen davon über den Ladentisch und das, obwohl die Verarbeitung damals eher salopp und die Optik eher altmodisch war.
Beides änderte sich mit dem Engagement der Konstrukteure Marc Van Peteghem und Vincent Lauriot Prévost, weltweit begehrte und renommierte Multihull-Spezialisten und besser unter dem Kürzel VPLP bekannt. Sie zeichneten in ihrem Studio in Vannes alle aktuellen Astus-Modelle, darunter den brandneuen Astus 14.5, den 16.5 sowie den von uns getesteten 20.5. Auch der für 2022 angekündigte Astus 22.5 entstand bei VPLP.
Die Verwandlung
Die optische Neuausrichtung ist am Astus 20.5 gut zu erkennen. Mittelrumpf und Schwimmer verfügen über moderne Wavepiercer-Büge. Sie sorgen für längere Wasserlinie, mehr Auftrieb und besseres Wellenverhalten. Sogenannte Sprayrails am zentralen Rumpf reduzieren das Spritzwasser. Das Design erinnert an aktuelle Hochseetrimarane, einzig die geschwungenen Beams fehlen. Statt derer gibt es einen Rohr-im-Rohr-Mechanismus, der es erlaubt, die Schwimmer mit wenigen Handgriffen an den Rumpf heranzuschieben – so schrumpft der Tri auf trailer- beziehungsweise liegeplatzfreundliche Maße, konkret von 4,50 auf 2,52 Meter. Ruder und Schwert sind klappbar, sodass Trockenfallen problemlos möglich ist. Das Rigg besteht wahlweise aus Alu oder Karbon, das gilt auch für den ausfahrbaren Bugspriet und die Pinne. Die Sportversion verfügt zudem über einen längeren Mast und damit mehr Segelfläche. Im Cockpit haben bis zu sechs Personen Platz, der Traveller erstreckt sich über die Breite des Mittelrumpfes auf Höhe der achteren Beams.
Erfreulicherweise wurde die Verarbeitung der Optik angepasst und hat jetzt ebenfalls Niveau. Extra Plus: In der Sportversion wird der Hauptrumpf im Infusionsverfahren hergestellt, wodurch man rund 50 kg Gewicht einspart – eine wirklich leistungssteigernde Maßnahme, speziell für einen Multihull.
Probeschlag
Beim Test vor Port Ginesta nahe Barcelona konnten wir die Sport-Version mit Alurigg und Rollgennaker bei Leicht-, Mittel- und Starkwind testen. Bei vier bis sechs Knoten Wind wirkt der Tri geradezu leichtfüßig – sofern der Gewichtstrimm stimmt. Steuermann und Vorschoter sollten in Lee und ganz weit vorne sitzen, um die benetzte Fläche möglichst gering zu halten. Der Astus bedankt sich dafür mit einer Kreuz- und Raumschotgeschwindigkeit, die über jener eines sportlichen Monohulls vergleichbarer Größe liegt. Bei etwas mehr Wind (8–12 Knoten) ändert sich die Situation etwas zu Ungunsten des Trimarans, da er in seinem eigenen Wellensystem durch das Wasser pflügt und mäßig hoch läuft. Jenseits der zwölf Knoten und ab einer Bootsgeschwindigkeit von 6,5 Knoten ist der Astus in seinem Element. Er beginnt zu gleiten und segelt augenblicklich um zehn Grad höher. Als der Wind auf 15 Knoten zulegte, die Wellen beträchtlich an Höhe zunahmen und knackige Böen über das Wasser fegten, flogen wir konstant im niederen zweistelligen Knotenbereich über das Wasser. Hochgenuss bereitete die Raume unter Gennaker. 15 Knoten zeigte das GPS im Schnitt, 17 war der Bestwert. Dabei blieb der Astus in jeder Phase leicht beherrschbar.