Dufour 37
Warum die französische Werft mit diesem Modell in der 10-Meter-Klasse spielt und mit welchen neuen Impulsen man für Aufsehen sorgt
Es bisserl was geht immer noch. Vor rund 15 Jahren haben Konstrukteure und Werften den Turbo gezündet, seither werden die Yachten Jahr für Jahr breiter, hochbordiger und voluminöser. Ein Ende ist offenbar nicht absehbar, wie Dufour mit der jüngsten Neuerscheinung beweist. Die Maximalbreite von 3,80 m liegt um 25 bis 36 Zentimeter über jener ihrer unmittelbaren Konkurrenten, das wahre Ausmaß an Zuwachs ist noch deutlich größer, denn die Dufour verjüngt im Heckbereich so gut wie gar nicht und hat ein extrem voluminöses Vorschiff. Erfreulicherweise verstehen es die Konstrukteure mittlerweile hervorragend, diese Raumwunder mit wirklich guten Segeleigenschaften auszustatten, im Fall der Dufour 37 zeichnen die italienischen Architekten Umberto Felci und Lorenzo Giovannozzi dafür verantwortlich. Felci Yacht Design hat sich im Mini650-Zirkus sowie im Genre der Performance-Cruiser bis 80 Fuß einen Namen gemacht und genießt bei Dufour den Status als Hausdesigner. Die Zusammenarbeit mit der Werft aus La Rochelle begann 2002, seither hat man über 40 Modelle gezeichnet und über die Jahre eine Silhouette geschaffen, deren kantigen Linien mittlerweile zu einem Markenzeichen geworden sind.
Gute und fiese Tricks
Rein optisch wirkt die Dufour 37 eher wie ein Performance-Cruiser als eine herkömmliche Fahrtenyacht und tatsächlich ist das Rumpfdesign sportlich ausgerichtet. Die gering benetzte Fläche bewirkt ordentliche Leichtwindeigenschaften, der extrem breite Rumpf hohe Formstabilität und die vom Heck zum Bug verlaufenden Hardchines liefern feines Seegangsverhalten bei Starkwind an der Kreuz. Die Entscheidung zugunsten eines Singleruders mag angesichts des überbreiten Hecks überraschen, aber es funktioniert. Felci ließ es ziemlich lang werden und positioniere es weit vorne, damit es kein Wasser saugt. Von einem echten Performance-Cruiser unterscheidet sich der Rumpf durch ein etwas stärker gerundetes Unterwasserschiff. Das sorgt für weicheres Einsetzen in Wellen und niedrigen Geräuschpegel im Inneren.
Ihre sportliche Note verdankt die Yacht einer langgestreckten Vertiefung im Rumpf, den gestreckten Rumpfluken und dem im Bereich der Deckskante nach innen geneigten Freibord. Dadurch wird die Bordwand mehrfach gebrochen, was das objektiv gesehen hochbordige Modell gar nicht hochbordig aussehen lässt – genial.
Weniger genial agierte die Chefetage, die beschloss, das 9,99 Meter lange Boot (= 32,7 Fuß) als 37er auf den Markt zu bringen. In dieser Beziehung wird bei den Werften häufig geschummelt, im Normalfall handelt es aber maximal um ein Plus von zwei Fuß. Als wir im Rahmen der Testfahrten die Führungsetage von Dufour damit konfrontierten, rechtfertigte man diesen Schritt mit dem unvergleichlichen Platzangebot, das angeblich dem einer 37-Fuß-Yacht entspricht. Na ja … Die Phantasie-Angabe könnte auch in der Marina Probleme machen, wenn man den Tarif für die tatsächliche Länge in Anspruch nehmen möchte, aber erst mal beweisen muss, dass die Yacht nicht so lang ist, wie es die Bezeichnung nahe legt. Man wird sehen.
Wahre Größe
Zurück zur Realität. Die Weitläufigkeit an Deck übertrifft in der Liga der Zehn-Meter-Yachten tatsächlich alles bisher dagewesene und man hat es verstanden, den vorhandenen Platz geschickt zu nutzen. Das breite Vorschiff beherbergt eine gepolsterte Sonnenliege für zwei Personen, die achtere Querducht bietet zwei klappbare Sitzbänke für den Steuermann, der mittlere Bereich eine Freiluftpantry bestehend aus Spüle und Grillplatte, wobei letztere stehend von der Badeplattform aus bedient wird. Dieses Konzept hat Dufour vor nicht allzu langer Zeit erstmals auf einer 50-Fuß-Yacht realisiert und nun scheinbar mühelos in der Liga der Einsteigeryachten übertragen – eine eindrucksvolle Entwicklung.
Der Kajütaufbau konnte aufgrund des hohen Freibords niedrig gehalten werden, dennoch hat man ihn weit nach außen gezogen; die Seitendecks sind gerade noch so breit, dass man problemlos nach vorne gehen kann. Als Resultat dieser Lösung gibt es breite Sülls im Cockpit, auf denen man auch sitzen kann. Großflächige Sitzbänke mit hoher, gut geneigter Rückenlehne und ein voluminöser Cockpittisch, an dem man sich während des Segelns auch gut abstützen kann, schaffen ein angenehmes Umfeld für Mitsegler. Der Steuermann hat es nicht minder gemütlich: Er sieht dank der extrem weit außen positionierten Räder perfekt auf die Fäden im Vorsegel und wird vom geteilten Achterstag kaum beeinträchtigt, weil die Räder weit vorne in der Plicht stehen.