Dufour 470
Das zweite Modell der neuen Linie soll den Spagat zwischen Charter-, Eigner- und Performance-Yacht schaffen. Kann das gelingen?
Bei der Übernahme der französischen Werft durch die Fountaine Pajot Gruppe wurde mit der Erneuerung der Palette begonnen. Das erste Modell war die Dufour 530, die 2019 vom Stapel lief, die Dufour 470 ist das bislang zweite Modell, vom Konzept dem Flaggschiff ähnlich und speziell was den Rumpf betrifft sehr innovativ.
Neuorientierung
Bereits im letzten Jahrzehnt hat sich das Rumpfdesign massiv verändert, aktuell machen viele Werften einen weiteren großen Entwicklungsschritt. Die Inspiration dazu stammt von David Raison, der 2011 das Minitransat mit einem Boot mit Scow-Bug gewann. Dieses Konzept ist mittlerweile sowohl bei Regatta- als auch Fahrtenyachten im Mainstream angekommen: Die Konstrukteure bauen die Yachten breiter und breiter und kompensieren das ausladende Heck mit einem extrem voluminösen Vorschiff, was auch aus Gründen der Balance nötig ist. Der Clou dabei: Dadurch nimmt die Formstabilität zu, das heißt die Yachten krängen weniger, vertragen mehr Segelfläche und segeln im Schnitt nicht nur komfortabler, sondern auch schneller.
Bei der Dufour 470 verzichtete Umberto Felci auf das bei breiten Rümpfen fast obligatorische Doppelruder. Das ist erstaunlich, hat aber einen guten Grund: Eine Yacht mit Singleruder ist einfacher zu manövrieren und es funktionieren sämtliche Eindampfmanöver. Eine Yacht mit Doppelruder beeindruckt hingegen mit fantastischem Geradeauslauf an der Kreuz auch im überpowerten Zustand. Felci bemühte sich beides zu erreichen: Der gut ausbalancierte Rumpf und das weit vorne positionierte Ruder, das im unverwirbelten Wasser arbeiten kann und kaum Luft saugt, soll der Dufour 470 Spurtreue an der Kreuz verleihen und sie ebenso unempfindlich für einen Sonnenschuss machen wie die Kolleginnen mit Doppelruder.
Leichtfüßig im Leichtwind
Mit 13,2 Tonnen ist die Dufour 470 um 2,4 Tonnen schwerer als die Oceanis 46.1 und um zwei Tonnen schwerer als die Sun Odyssey 490. Das ist insofern erstaunlich, als die Yacht nun im Infusionsverfahren hergestellt wird und man im Vergleich zur Vorgängerin rund 600 kg einsparen konnte. Wie auch immer: Yachten dieses Genres sind ohnehin nicht gebaut, um dauerhaft unter Gennaker im zweistelligen Knotenbereich dahinzubretteren. Felcis Hauptaugenmerk galt daher in erster Linie den Leichtwindeigenschaften, die er durch zweierlei Maßnahmen zu optimieren versuchte.
– Im Heckbereich sorgt ein ausgeprägter Rocker (= starke Längskrümmung) für eine gering benetzte Fläche.
– Die Bugsektion wird erst 30 Zentimeter über der statischen Wasserlinie breit. Bei minimaler Lage, also ganz leichtem Wind, ist die benetzte Fläche daher ebenfalls gering, das Zusatzvolumen kommt erst zum Tragen, wenn das Boot zu krängen beginnt.
Aus zwei mach drei
Die neue Dufour-Linie heißt nicht mehr Grand Large, es gibt auch keine separate Performance-Reihe mehr. Stattdessen wird die 470 in den Versionen Easy, Ocean und Performance angeboten.
– Die Sparefroh-Variante Easy richtet sich an den Chartermarkt, findet mit insgesamt zwei Winschen vor den Rädern das Auslangen und wird mit einer Selbstwendefock kombiniert.
– Die Ocean-Version hat anspruchsvolle Eigner und Langfahrtsegler im Visier. Selbstwendefock ist Standard, Fallen und Strecker werden zu zwei beidseits des Niederganges positionierten Winschen geführt. Wählt man die optionale Genua, bekommt man vier Winschen vor den Rädern. Zwei sind für das Groß gedacht, das via German Main Sheeting beidseits nach achtern geführt und über einen am Kajütdach positionierten Traveller geschotet wird. Nachteil: Die Schot setzt statisch ungünstig weit vorne am Großbaum an. Das führt bei Starkwind dazu, dass sich der Baum verbiegt und das Segel vertrimmt.
– Die Performance-Option beinhaltet T-Kiel, höheres Rigg, schwarzen Alu-Mast, Dyform-Rigging und statt eines Travellers am Dach gibt’s einen mittig im Cockpit montierten Großschotblock. Hier setzt die Großschot statisch günstig weit achtern am Großbaum an. Im Regattamodus fährt man das Groß mangels Traveller über einen zur Winsch geführten Barberholer. Nicht ideal, aber es funktioniert.
Bei einer Crossover-Yacht wie der Dufour 470 sind beim Thema Cockpit Kompromisse notwendig, schließlich soll es allen Bedürfnissen gerecht werden.