Nautique GS22E
Die Werft aus Orlando setzt bei ihren Wasserski- und Wakesurfbooten vermehrt auf Elektroantriebe. Der Villacher Hans Ortner hat dazu Entscheidendes beigetragen
Elektromobilität am Wasser boomt. Auf unseren Binnenseen bereits seit geraumer Zeit, mittlerweile ist aber auch in den USA das Interesse an elektrifizierten Motorbooten enorm. Beispielhaft dafür steht das Nautique GS22E der in Orlando ansässigen Werft, an dessen Entwicklung ein Österreicher wesentlich beteiligt war. Seit neun Jahren bestückt der Kärntner Hans Ortner die Wake-, Wasserski- und Wakesurfboote von Nautique mit Elektromotoren, als Bestseller erwiesen sich das Super Air Nautique 210 (Test: YR 7/16) und das 220 kW starke Nautique GS20E (Test: YR 8/17). In diesem Zusammenhang entwickelte Ortner das sogenannte Ingenity Electric System, das er 2018 an die Nautique Boat Company übergab. Ein wichtiger und richtiger Schritt: Nautique ist Teil des Konzerns Correct Craft, verfügt über entsprechende personelle Möglichkeiten und wirtschaftliche Ressourcen und konnte das System weiter ausbauen und verbessern. So kann beispielsweise das GS22E mittlerweile auch via Combined Charging System (CCS) geladen werden, ein Standard, den man aus der Autoindustrie kennt. Man kann mit Wechselstrom und 22 kW oder weniger laden oder mit Gleichstrom an der Schnellladesäule, dann sind die Akkus in einer Stunde wieder voll. Als Quantensprung bezeichnet Ortner die neue Armaturenlandschaft. Deren Bildschirm lässt sich über Drehdrückregler oder per Berührung bedienen und informiert über sämtliche Befindlichkeiten des Bootes. Auch die Erhöhung der Batteriekapazität von 100 auf 125 kW und die flüssigkeitsgekühlte Batterie fallen in den Bereich Produktoptimierung, am Grundsystem von Motor, Getriebe und Frequenzumrichter hat sich hingegen nichts geändert. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist der Tempomat, der die gewählte Geschwindigkeit auf 0,1 km/h genau halten kann, da er zusätzlich zu den GPS-Signalen Informationen aus vier Sensoren bekommt.
Das Boot
Das Nautique GS22E ist ein sogenanntes Crossover-Boot, beim dem die Bugsektion im Wesentlichen von der Ski-Nautique-Linie, das Heck von der G-Serie stammt. Im Gegensatz zu einem reinen Wakeboard- oder Wasserski-Modell (wie dem Ski Nautique) kann man damit sämtliche Wassersportarten, die hinter einem Motorboot ausgeübt werden, auf gutem Niveau realisieren, da sich die Heckwelle auf die jeweiligen Anforderungen hin optimieren lässt.
Folgende Modi stehen zur Verfügung:
* Wasserski/Slalom. Das Boot beschleunigt maximal, die Mittelplatte am Heck trimmt den Bug nach unten und hebt zugleich das Heck aus dem Wasser, es gibt so gut wie keine Heckwelle.
* Wakeboard: Man kann aus drei Voreinstellungen (Anfänger, Fortgeschrittener und Profi) wählen. Für Anfänger braucht man leere Ballasttanks und niedrige Welle, Profis fahren mit vollen Ballasttanks und einer Heckplatteneinstellung, die eine schöne hohe Welle entstehen lässt – ideal für Tricks.
* Wakesurfen: Für die aktuell beliebteste Sportart ist das GS22E maßgeschneidert. Die Endlos-Welle lässt sich via Ballasttanks, Mittelplatte und der beidseits seitlich am Heck montierten Nautique-Surf-System-Platten (NSS) individuell gestalten. Die Einstellung erfolgt entweder durch den Fahrer per Bildschirm oder durch den Wakesurfer selbst, indem er auf seiner Uhr eine App aufruft; außerdem kann er die für ihn perfekte Welle unter seinem Namen abspeichern. Ganz schön cool.
Laut Ortner liegt das Wakesurfen voll im Trend, was zwei Gründe haben dürfte. Einerseits ist diese Sportart nicht allzu schwer zu erlernen und es stellen sich rasch Erfolgserlebnisse ein, andererseits können erfahrene Wellensurfer mit der richtigen Einstellung auf einer geniale Endloswelle reiten – ein Spaß, den es nicht einmal am Meer zu erleben gibt.
Das Bordleben
Das Nautique GS22E ist ein echter Alleskönner. Das aus den USA stammende Bowriderkonzept, das auch hierzulande mehr und mehr geschätzt wird, ermöglicht es, dass theoretisch bis zu 11 (!) Personen an Bord kommen können; zumindest rund die Hälfte hat bequem Platz.