Lago 26K
Lago-Mastermind Hans Spitzauer hat der Schwert-Lago eine Kielversion zur Seite gestellt, die beim Test am Mattsee in vielen Belangen überraschte
Der Erfolg eines Bootes hängt von vielen Faktoren ab. Selbst in der schmalen Nische der Daysailer ist die Bandbreite möglicher Eigenschaften derart groß, dass deren Gewichtung den Ausschlag gibt, ob ein Modell potenziell interessant ist oder eben nicht. Diese Erfahrung machte auch Hans Spitzauer, Erfinder der Lago 26. Seine Neuinterpretation des Jollenkreuzers gilt als exzellent segelnder, cool designter Daysailer mit Wow-Effekt. Sie kann zwar wahlweise mit Cruising- oder Racing-Segelgarderobe ausgestattet werden, richtet sich aber dennoch an eine kleine, nämlich ziemlich sportliche Zielgruppe. Grund: Bislang war sie ausnahmslos mit Ballastschwert erhältlich. Sie kann also kentern – und tut das bei unsachgemäßer Handhabung auch. Dieser Umstand schreckte weniger versierte Segler ab. Wer will schon mit Kind und Kegel unfreiwillig baden gehen, fantastische Segeleigenschaften hin, lässiges Aussehen her.
Daher fasste der Weltmeister und fünffache Olympiateilnehmer Spitzauer nach reiflicher Überlegung den Entschluss, die Lago 26 auch mit Hubkiel anzubieten. Dieser hat einen schlanken Karbonschaft sowie eine 140 kg schwere Bombe und lässt sich zu Transportzwecken via Hebemechanismus hochziehen; im Wasser klappt das auch mit der Trapezeinrichtung. Angenehmer Nebeneffekt: Durch den Wegfall des Schwertkastens hat man nun im Bereich des Niedergangs und in der Kajüte mehr Platz.
Die solcherart gewonnene Kentersicherheit dürfte ganz wesentlich zur Verbreitung der Lago 26 K auf den europäischen Seen beitragen. Spitzauer denkt sogar einen Schritt weiter und hat nach den Testfahrten im Herbst eine optionale Selbstwendefock entwickelt, die ohne Schiene auskommt und über ein gewichtssparendes Leinensystem geschotet wird. Ein kluger Schachzug, der den potenziellen Kundenkreis um die Gruppe der Solosegler erweitert.
Segeln ist Wahrheit
An Bord gehen, auslaufen, Segel setzen – sofort fällt auf, dass sich die Lago 26 K anders anfühlt als ihre kippelige Schwester. Alles wirkt stabiler, gutmütiger und dieser Eindruck verstärkt sich mit jedem zurückgelegten Meter. Beim Test am Mattsee wehte es mit acht bis 13 Knoten, wobei Richtung und Stärke stark wechselten – ideale Test-Bedingungen. Obwohl wir nur zu zweit unterwegs waren, herrschte ruhige Entspanntheit an Bord; wer (wie der Autor) mit der Schwertversion gut vertraut ist, kann darüber nur überrascht sein. Trotz der sehr wechselhaften Verhältnisse war es nicht notwendig, die Schoten permanent aus der Hand zu fahren, da die Reaktion auf Böen ungleich gemächlicher erfolgt. Anders gesagt: Die Lago 26 K verzeiht Fehler aller Art bis hin zur groben Unachtsamkeit und hebt damit deren Alltagstauglichkeit auf ein bisher ungekanntes Niveau.
Die Testyacht war mit einer Cruising-Garderobe – Groß ohne Squaretop, Standardfock, einfaches Achterstag – ausgestattet. Sie lag an der Kreuz ausbalanciert am Ruder und sollte im Idealfall möglichst flach gesegelt werden. Für sportlich Ambitionierte stehen bis zu zwei Trapezeinrichtungen zur Verfügung. Das Umsetzen von Druck in Geschwindigkeit fühlte sich im Vergleich mit der Schwert-Lago identisch an, das Verhalten in der Böe war aber wesentlich angenehmer, da die Krängung nicht so radikal erfolgte.