Kurz vor dem Ziel
235 Meilen bis zum Ziel, scheint eine Kleinigkeit angesichts der bereits ueber 5500 Meilen, die wir bereits zurueckgelegt haben. Zum Glueck geht es wieder hurtig dahin , Gross, Code 0 und Stagsegel beschleunigen das Boot auf etwa 15kn Schnitt bei 130 Grad Windwinkel und 19kn Wind. Zum Glueck haben wir im Moment auch ERDF im Griff, ein paar Meilen hinter uns. Das war in den letzten Stunden nicht immer ganz sicher und die Burschen sind gierig auf jeden Platz, immerhin zaehlten sie vor den Rennen zu den Mitfavoriten in Frankreich und das heisst was.
Nachdem wir sie ueberholt hatten (vor mehr als 500 Meilen inzwischen), konnten sie mit dem Winddreher hinter uns tiefer fahren und halsten frueher nach Westen, was eine kuerzere Strecke war. Dadurch segelten sie auf dem Schlag nach Westen vorgestern und gestern noerdlich von uns, halsten genau in der Verlaengerung unseres Kielwassers und wir hatten sie am Horizon im Norden. Gewonnen hatten sie auch durch eine vermurkste Halse in stockfinsterer Nacht unsererseits, bei der wir zwei Stunden lang den A5 aus dem Rigg holten.
In den fruehen Morgenstunden segelten wir erwartungsgemaess in die Flaute, was ERDF mit dem alten Wind zu uns heranschob. In den drehenden leichten Winden versuchten sie durch mehrere Segelwechsel an uns vorbeizukommen, als sie wieder auf den A2 wechselten, entschieden wir beim Code 0 zu bleiben, da wir endgueltig mit dem Etablieren des neuen Windes aus suedlichen Richtungen rechneten. So kam es dann innerhalb von 10 Minuten und wir konnten uns nach Westen absetzen. Der A5 von ERDF duerfte an die Leistungsfaehigkeit unseres Code 0 nicht herankommen, was aber sehr von den Winkeln abhaengig ist.
Die letzte Nacht
Der Wind frischt auf bis zu 25kn auf und innerhalb kurzer Zeit stand eine enorm kabbelige See aus zwei unterschiedlichen Windwellen und darunterliegendem Schwell. Der Wind raumte etwas und wir konnte ERDF nicht halten, sie kamen auf. Wir bereiteten zum Wechsel auf den A5 Gennaker vor, angesichts der Wildheit der Bedingungen und mehrere wilder Sonneschuesse nach Sprungen von ERDF entschieden wir aus Sicherheit auf den Wechsel zu verzichten und weiterhin unter Code 0 zu bleiben. ERDF fuhr daraufhin nach Lee, genau dorthin wo wir eigentlich wollten, da der Wind weiter nach links drehen sollte, mit dem Code 0 aber eingeschraenkt waren.
Da unser Tracker ist wieder ausgefallen und im Moment vermuten wir, dass sich ERDF gleichauf mit uns, etwas in Lee befindet. Leider bei den momentanen Bedingungen die guenstigere Position. Die letzten 45 Meilen ins Ziel werden zwischen ERDF und uns die Plaetze 7 oder 8 entscheiden. Auf jeden Fall merkwuerdig war, dass bei ERDF weder AIS noch Positionslichter “funktionieren”.
Gruesse von Bord Vaquita, kurz vor dem Ziel,
Andreas
2640S 04750W 0927Z