Nachbetrachtung
Der letzte Blog vom RPC09, ehrlicherweise bereits vom Schreibtisch im Büro in Graz.
Sorry, aber früher war einfach nicht möglich! Nach dem Zieleinlauf hatte ich als Co-Veranstalter den ganzen Tag alle Hände voll zu tun, um die Siegerehrung von Freitag auf Donnerstag um zu dirigieren. Ronnie und ich haben zwar unsere Crews, die uns tatkräftig vor Ort unterstützen, aber die ganze Koordination und Organisation hängt an uns. Nächstes Jahr machen wir es besser, versprochen!
Die letzten Stunden des RPC09 waren für alle Crews extrem spannend und nervenaufreibend. Kurz nachdem ich meinen letzten Blog „Krimi im Kanal“ versendet hatte und wieder auf der Luv-Kante saß, klingelte das Handy. Luis Gazzari war dran und meinte launisch und mit der zu ihm gehörenden kleinen Spitze: „Deinen Blog hast a bisserl zu spät geschickt! Der Muhr ist gerade über die Ziellinie gefahren.“ Tja, so geht`s dem Blogger, Veranstalter und Skipper in Personalunion …
Die beiden Führenden hatten sich ja von Anfang an nicht aus den Augen gelassen, aber die letzten Meilen hatten echte Matchracequalität. Am Schluß war die Crew ANTS unter Skipper Robert Muhr mit Maria Kotnig am Ruder (beide NCA) 13,5 Minuten oder 1,4 Meilen vor Sylvia Vogl und ihren Mannen im Ziel. Klingt wenig, ist aber im Angesicht der letzten Stunden eindeutig (siehe Foto). Ca. 2,5 Stunden nach dem beiden Führenden kam dann Team Workline/Andreas Malak ins Ziel.
Wir hatten uns brav weiter nach vorne verholt. In der Amateurwertung war nach Raimund Reissner und (ewigem Privatkonkurrenten) Ronnie Zeiller der dritte Platz in Griffweite. Es sollte anders kommen…
…für die letzten Meilen gab es noch eine schwierige taktische Entscheidung zu treffen: direkter Weg zwischen den Inseln vor Sibenik Richtung Biograd oder außen rum?
Wir entschieden uns für den kürzeren Weg – eine Fehlentscheidung mit weitreichenden Folgen in der Wertung! Sailing4fun-Skipper Ernst Glanz hat es bei einem Bier am Steg in Biograd gut beschrieben: „Vom Speed habt ihr uns keine Chance gelassen – ihr segelt einfach schneller! Als ihr dann vor Sibenik rechts abgebogen seid, hatte ich aber wieder einen fetten Grinser im Gesicht. Ich wußte ihr fahrt in die Suppe…“
Wie recht der liebe Ernst haben sollte. Alles stand, nichts ging mehr. Für diese lächerliche Strecke haben wir noch die ganze Nacht gebraucht. Die Nerven waren zum Zerreissen angespannt. Den Kirchturm von Biograd hatten wir über zwei Stunden in Griffweite. Alle auf der Leekante, „Racing-Ralph“ am Ruder und „Max the Trimmer“ hatte die Genuaschot in der Hand. Wir bewegten uns von gar nicht bis zu „Höchstgeschwindigkeiten“ von 0,3 Knoten Richtung Ziel. Eine Tschick nach der anderen wurde zur Winderkennung angeheizt…
…dann die Erlösung, um ca. 06:00 Uhr in der Früh, kurz bevor die Sonne über Biograd aufging, kam ein ganz zartes Lüfterl auf. Die Logge zeigte plötzlich echte Fahrt an und die Hobart ging nach 87 Stunden und 23 Minuten übers Ziel. Wir waren wieder zurück! Keiner verletzt, Schiff bis auf Kleinigkeiten okay, alles gut gegangen. Nach dieser spannenden Abschlussnacht große Erleichterung. Alle lagen sich in den Armen.
Als wir beim Stadthafen ums Eck gingen und von der Marina-Mole zu sehen waren, hörten wir plötzlich laute Jubelrufe und Geklatsche und dann kam wieder die Welle. Wie letztes Jahr versammelten sich alle, die auf waren, am Wellenbrecher und machten für jede Crew, die ins Ziel kam, die Welle. Ein ganz tolles Gefühl, so begrüßt zu werden.
Ja, liebe LeserInnen, das war die RPC09 aus meiner Sicht als Skipper, Co-Veranstalter und Segler. Ich hoffe, es hat euch Spass gemacht. Sorry für die technischen Schwierigkeiten am Anfang. Nächstes Jahr machen wir es besser!
Weitere Storys, News, Wertungszeiten, Fotos, etc. im Yachtrevue-Forum im Beitrag „LIVE-Berichte vom Round Palagruza Cannonball 09“ und natürlich auch auf unserer Seite www.roundpalagruza.org.
Mischa
19.4.09 / 21:00 MESZ
vom Meerlosen Schreibtisch in Graz