Blick in die Vergangenheit
Archäologen wollen aus der Rhône ein 2000 Jahre altes römisches Schiff bergen
Ein vor fast 2000 Jahren versunkener römischer Lastenkahn soll in Frankreich an die Oberfläche und in ein archäologisches Museum gebracht werden. Es handelt sich um das einzige komplett erhaltene römische Schiff aus dieser Epoche, wie Claude Sintes, der Direktor des Museums für Altertümer "Arles Antique", betont und wurde in der Rhône unweit der südfranzösischen Stadt Arles entdeckt.
Den guten Zustand hat es dem schlammigen Grund der Rhône zu verdanken, in der es seit Jahrtausenden in acht Meter Tiefe lag. Die Bewohner von Arles, einst ein wichtiges römisches Handelszentrum, haben zudem tausende von Gegenständen in den Fluss geworfen. Der Kahn wurde mit einer gut drei Meter dicken Schicht aus antiken Gegenständen bedeckt, die ihn zusätzlich geschützt haben. Diese Schicht ist, Archäologen zufolge, mittlerweile vollständig abgetragen worden. Die Ausgrabungen laufen nun seit 2008. In dieser Zeit wurden etwa 2000 Amphoren, 10.000 andere Keramikteile, ein 20-armiger Kerzenleuchter und ein fast vollständiges Service aus Bronzegeschirr geborgen. Die Ladung des etwa 31 Meter langen Lastkahns bestand aus 27 Tonnen gemeißelten Steinen. Nachforschungen zufolge stammen sie aus den Steinbrüchen rund um das 17 Kilometer nördlich von Arles gelegene Städtchen Beaucaires. Im Schiff selbst wurden außerdem etliche Seile, eine Küche mit Backofen, Geschirr und diverse Werkzeuge gefunden.
"Dieses Schiff ist weltweit einmalig - es liefert uns zahlreiche Hinweise über den Handel und den Transport auf Flüssen im ersten Jahrhundert", sagt Claude Sintes. Die in den Fluss geworfenen Haushaltsgegenstände könnten Aufschlüsse über den Warenverkehr zwischen Nordeuropa und dem Mittelmeerraum, bis hinein ins sechste Jahrhundert nach Christi, geben. In den vergangenen Wochen haben Taucher das Schiffswrack freigeräumt und Gegenstände nach oben geholt. Nun bergen sie nach und nach die 27 Tonnen Steine. Anschließend soll der Kahn in etwa ein Duzend Teile zerlegt werden, um die Bergung zu erleichtern.
Das Schiff soll Ende August gehoben werden. Die Einzelteile des Lastkahns werden dann in ein Labor in Grenoble gebracht, wo sie mit Harzen konserviert werden sollen. Danach wird der Kahn wieder zusammengesetzt. Ab 2013 wird es für die Öffentlichkeit im Museum in Arles zusehen sein. Die Ausgrabungsarbeiten und die Bergung sollen in einer Ausstellung dokumentiert und bis Ende Mai kommenden Jahres ebenfalls in dem Museum zusehen sein. Das Projekt hat insgesamt zwischen acht und neun Millionen Euro gekostet.
Arles besitzt bereits eine reiche Sammlung aus der Römer-Zeit. Unter anderem kann man ein Amphitheater, Arenen und die prachtvollen Konstantin-Thermen besichtigen, die von der UNESCO als Weltkulturerbe eingestuft wurden. Bei Ausgrabungen im Bett der Rhône wurden 2008 zudem eine lebensgroße Statue Julius Cäsar und eine rund 1,80 Meter hohe Neptun-Statue geborgen. Sie sind ebenfalls im Museum "Arles Antique" zu sehen.