Dramatischer Anstieg an Piratenüberfällen 2008
2008 wurden weltweit 293 Schiffe überfallen mehr denn je zuvor
Im vergangenen Jahr wurden weltweit 293 Schiffe überfallen. Das geht aus dem Jahresbericht des International Maritime Bureau (IMB), einer Organisationseinheit der Internationalen Handelskammer (ICC), hervor. Das ist die höchste Zahl, seit das vom IMB betriebene Piracy Reporting Centre (PRC) 1991 begann, derartige Vorfälle zu registrieren. Allein im Seegebiet vor Somalia wurden demnach im zurückliegenden Jahr 111 Schiffe überfallen, im Oktober waren es 15 und im November 16. Das ist gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung um nahezu 200 Prozent. Und ein Ende ist nicht abzusehen; bereits in der ersten Januarhälfte dieses Jahres wurden in dem Seegebiet 14 Überfälle registriert.
Waren die Piraten früher nur an Bordsafes, Bargeld und der Ladung interessiert, kaperten sie im Jahr 2008 vor allem ganze Schiffe, um Lösegeld zu fordern. Weltweit wurden 49 Schiffe entführt und dabei 889 Besatzungsmitglieder in Gewalt gebracht. Zwei Beispiele: Das 88 Meter lange französische Segel-Kreuzfahrtschiff "Le Ponant" war im April 2008 von somalischen Piraten gekapert worden. An Bord waren 30 Besatzungsmitglieder. Sie wurden nach einer Woche gegen die Zahlung von angeblich 1,27 Millionen Euro Lösegeld freigelassen. Der Tanker "Sirius Star" ist das größte Schiff, das in die Hände von Piraten fiel. Gegen Zahlung von 19,5 Millionen Euro wurde das am 15. November gekaperte Schiff am 9. Januar freigelassen.
Gestiegen sind auch die Brutalität der Übergriffe und der Einsatz von Feuerwaffen. Im Jahr 2007 verliehen Piraten noch in 72 Fällen mit Schusswaffen ihren Forderungen Nachdruck, 2008 waren es schon 139 Fälle.
In jedem Jahr fahren rund 16 000 Schiffe durch das gefährdete Seegebiet vor Somalia. Es zu meiden ist teuer. Ein Tanker, der vom Persischen Golf nach Rotterdam durch den Suezkanal fährt, benötigt 17 Tage. Fährt das Schiff um Südafrika herum, steigt die Fahrzeit auf 31 Tage. Zwar spart der Reeder dann rund 300 000 Dollar Kanalgebühr. Doch die Kosten für Diesel, Versicherung und Besatzung machen ein Vielfaches davon aus.