Erste Weltumrundung eines Solar-Kats
PlanetSolar aus Kiel hat ein außergewöhnliches Projekt gut zu Ende gebracht
Es war eines der ehrgeizigsten Bootsbauprojekte der Neuzeit mit einem kühnen Unterfangen als Ziel. Jetzt hat der vor zwei Jahren bei der Kieler KNIERIM-Werft fertiggestellte Riesen-Solar-Katamaran einzig mit der Kraft der Sonne die Erde umrundet. Nach 585 Tagen und mehr als 60.000 Kilometern lief die „TÛRANOR PlanetSolar“ am 4. Mai 2012 in den Start- und Zielhafen Monaco ein. Der Schweizer Skipper Raphaël Domjan machte seine Vision von einer motorisierten, aber dennoch sauberen Reise nach Jules Verne ohne den Verbrauch fossiler Brennstoffe zur Wirklichkeit. Seinen Stolz teilen Bauherr und Bootseigner Immo Ströher, Unternehmer, Investor und Solar-Pionier aus Darmstadt, sowie das gesamte Werftteam von KNIERIM mit Projektleiter Jens Langwasser, der den Großteil der Weltumrundung an Bord begleitete.
537 Quadratmeter schwarze Solarpaneele funkelten in der Sonne Monacos, als das 31 Meter lange und 15 Meter breite Schiff vor vielen tausend begeisterten Zaungästen die Küste entlangfuhr. Die offizielle Überquerung der Ziellinie um 14.15 Uhr wurde frenetisch gefeiert. Weltweit hatte das Projekt auf den Etappenstopps von Miami über Cancun während des Welt-Klimagipfels durch den Panama-Kanal nach Australien, Hongkong, Shanghai, Singapur, Abu Dhabi und einige andere mehr zurück durch den Suez-Kanal für Aufsehen gesorgt. So wie schon im März 2010 beim Stapellauf in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel, in der damit ein Zeichen für den Hightech-Schiffbau der Zukunft gesetzt wurde.
„TÛRANOR PlanetSolar“ ist ein Design des neuseeländischen Konstrukteurs Craig Loomes und vollständig in Kohlefaser-Komposit-Technologie gebaut. Da der mittlere Hauptrumpf über der Wasseroberfläche liegt und das sechs Meter hohe Boot nur auf seinen zwei seitlichen Rümpfen schwimmt, die Wellenberge unter Fahrt durchschneiden (Wave-Piercer), gilt es als Katamaran. Durch Photovoltaik speisen Sonnenkollektoren die Energie in hocheffiziente Lithium-Ionen-Akkus ein, die auch am Ende der Reise so gut gefüllt waren, dass aus ihnen eine Solar-Lichtshow gezaubert werden sollte. Unterwegs konnte der 95 Tonnen schwere Solar-Kat von seinen vier Elektromotoren auch bei bewölktem Himmel mit bis zu 120 Kilowatt angetrieben werden. Das reicht für eine Höchstgeschwindigkeit von 14 Knoten. Das durchschnittliche Reisetempo in Marschfahrt betrug rund die Hälfte.
Die meist vierköpfige Crew navigierte die 19 Monate mit einer speziellen Software um die Welt, die vor allem die zu erwartenden Sonnenstunden, aber auch Wasserströmungen und andere meteorologische Faktoren vorausberechnete. „Dieses Fahrzeug hat die viel diskutierte Energiewende bereits geschafft“, sagte KNIERIM-Geschäftsführer Steffen Müller, der dem Zieleinlauf in Monaco beiwohnte. „TÛRANOR PlanetSolar“ machte seinem Name aus der Saga „Herr der Ringe“ alle Ehre. Denn der bedeutet so viel wie „Die Kraft der Sonne“.